Welt aus Eis und Schnee

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aennie Avatar

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„Schneeflüstern“ ist ein Fantasy-Roman. Er spielt im Königreich Nelefe in einer nicht näher bestimmten größeren räumlichen Dimension namens „Nihilum“, eventuell auch benachbart zu dieser, dann wird kein Name für eine größere Einheit genannt. Dieser Name scheint sehr gut gewählt, denn Nihilum besteht aus Schnee und Eis, es herrscht Dunkelheit, vermutlich vergleichbar der Polarnacht. Neben dem Königreich Nelefe existieren drei weitere, in einer Allianz befindlichen Königreiche namens Ayran, Eywas und Drakonyon, sowie die Eiswüste, über die zu Anfang des Romanes nur sehr wenig bekannt ist. Später stellt sich heraus, dass auch dieser Teil Nihilums bewohnt ist, Protagonistin Skye stammt von dort. Über die Größe Nihilums ist weiter nichts bekannt, es handelt sich meiner Meinung nach um ein Gebiet kontinentalen Ausmaßes, wenn man erwähnte Reisezeiten zu Grunde legt. Das Klima ist kalt, aber offensichtlich nicht lebensfeindlich, Schnee, Stürme und Lawinen gehören zwar zum alltäglichen Wettergeschehen, es wird jedoch nie erwähnt, dass es nicht möglich ist, irgendwohin zu gelangen oder sich im Freien aufzuhalten. Es handelt sich um nicht-technisierte Welt, sogar vor-industriell in meinen Augen, oder zumindest wird nichts in dieser Richtung erwähnt. Lediglich im Bereich Bergbau und Beleuchtung scheint es Techniken zu geben, aber darüber hinaus sind keine weiteren Rückschlüsse möglich. Auch eine zeitliche Einordnung kann nicht getroffen werden.
Bewohnt wird Nihilum von Menschen, in der Eiswüste gibt es jedoch offensichtlich auch die Wesen der Wheahe oder Wheary, die sich äußerlich nicht von Menschen unterscheiden, jedoch die Gabe besitzen, ihren Körper in Schneeflocken oder eine Schneeflocken-Formation aufzulösen, was ihnen beispielsweise ermöglicht, in einem Schneesturm schnell große Distanzen in der Luft zurück zu legen oder in einem Kampf einem Angreifer auszuweichen.

Inhalt: Protagonistin des Romans ist Skye, ich schätze sie auf Anfang 20. Sie ist die Freundin des jungen Königs Zakarias II. von Nelefe. Er hat sie einige Jahre zuvor in einer Eisspalte gefunden und aufgenommen. Über ihre Herkunft oder die Umstände, wie sie an diesen Ort gelangt sein könnte, oder nur ihren Namen, weiß Skye nichts. Skye ist Zakarias treu ergeben. Aufgrund ihrer besonderen Gabe, führt sie Aufträge für ihn aus. Bei einer dieser Aufgaben, wird jedoch jemand auf sie aufmerksam, ein Wheahe wie sie, und darüber hinaus eine Person aus ihrer Vergangenheit, wovon Skye und der Leser jedoch zunächst nichts wissen. Er setzt sie unter Druck, will, dass sie als Doppelagentin tätig wird, um ihr Leben und das des Königs zu schützen. Sie willigt ein, versucht sich jedoch aus dieser Aufgabe heraus zu winden. Gleichzeitig übt der Unbekannte, der wenig später am Hof von Nelefe auftaucht, aber auch eine große Anziehungskraft auf sie aus, da sie ihn als Quelle erkennt, aus der sie Erkenntnisse über ihr Wesen und vielleicht sogar ihre Vergangenheit erfahren kann. Das soll als Inhaltsangabe genügen, zur weiteren Entwicklung und zum Ende sollte man an dieser Stelle nichts mehr berichten.

Fazit: Schneeflüstern ist für mich ein typischer 3,5 Sterne Kandidat, den ich letztendlich hier in der Bewertung auf drei Sterne abrunden werde, weil sich schon deutliche, aber nicht gravierende, das Lesevergnügen zu störende, Schwächen offenbaren. Das Buch hat mir gefallen, es hat mich unterhalten, ich habe es gerne gelesen. Die Geschichte, die Thematik, „das Drumherum“ fand ich ansprechend. Ich bin jedoch der Meinung, dass gerade ein Fantasy-Buch eine sehr detaillierte Ausarbeitung des Settings ermöglicht und vielleicht sogar auch fordert. Daher bin ich in meiner Rezension darauf auch eingegangen. Hier sind zu viele „Variablen“ für mich enthalten. Diese Leerstellen hätte man füllen können, um so ein rundes, stimmiges Ganzes zu erschaffen. Auch die Ausarbeitung der Handlung, der Variantenreichtum des Erzählens ist limitiert. Ich weiß nicht, wie oft ein Abendessen, in mehr oder weniger festlichem Rahmen, dazu diente, dass ein Gespräch zwischen zwei Personen aufgenommen werden konnte, sogar auf dem Flur hätte man sich begegnen können und es wäre weniger seltsam aufgefallen als der ständige „Gong“ zum Abendessen. Und bei den oft erwähnten Gala-Abenden kann es wirklich nicht allzu beschwerlich sein, in dieser lebensfeindlichen Umgebung zu reisen. Das fand ich einfach etwas schwach. Skye als Protagonistin war für mich keine reine Sympathieträgerin, zu sprunghaft fand ich ihr Verhalten und oft zu unbegründet abgehoben gegenüber anderen Personen. Die "Auflösung" der Geschichte hingegen war für mich glaubwürdig, insgesamt hätte ich mir hier jedoch auch ein detaillierteres Darstellen der Motive der Personen, angefangen von der entscheidenden Hanldung zwischen Zakarias I. und Gräfin Mesch, über Zahr und Prinz Najur gewünscht.
Daher insgesamt drei Sterne. Das Ende des Romans birgt in sich meiner Meinung nach die Option einer Fortsetzung – warum nicht, ich würde auch diese lesen.