Tod hinter Glas

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Tod hinter Glas

Die Veranstaltung „250 Jahre Gustavssons – eine Kulturgeschichte in Glas“ dokumentiert die Erfolgsgeschichte eines Weltkonzerns und bildet den Hintergrund einer Ausstellung. Bei einem der Exponate handelt es sich um die Leihgabe eines amerikanischen Sammlers, eine Installation, die sich „Schneewittchen nennt“. Zum Entsetzen der geladenen Ehrengäste und des Firmenpatriarchs Gunnar Gustavsson befinden sich in diesem illuminierten gläsernen Sarkophag die menschlichen Überreste seiner Ehefrau Berit, die vor siebenundvierzig Jahren am Tag ihrer Hochzeit spurlos verschwand. Die Kriminalpolizei unter der Leitung von Ingrid Nyström rollt den knapp fünfzig Jahre alten Vermisstenfall neu auf und muss feststellen, dass er weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat. Denn sowohl bei der jungen, selbstbewussten Berit, als auch bei den Familienmitgliedern der Gustavssons, gab es sorgsam gehütete Geheimnisse. Ingrid Nyström als ranghöchste Ermittlerin für Gewaltverbrechen der gesamten Region macht sich an die Arbeit und trotz eines schwelenden Konflikts zwischen ihnen beiden betraut sie auch ihre fähigste Mitarbeiterin Stina Forss mit diesem Fall. Ihnen zur Seite stehen wie gewohnt Lasse Knutsson, Anette Hultin, Hugo Delgado sowie die Pathologin Ann-Vivika Kimsel.

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen dargebracht. Den Einstieg bildet eine Szene aus dem Jahr 1971, wo in einer warmen Sommernacht eine Braut spurlos verschwindet. Die Ereignisse in der Gegenwart thematisieren die Arbeit des Ermittlungsteams und die Interaktionen zwischen den Kriminalbeamten und den Mitgliedern der Familien Gustavsson, Lundberg und Thurstan. Der hervorragend konstruierte Kriminalfall wartet mit einem hohen Spannungsfaktor und vielversprechenden Fährten auf. Durch deren kursive Tagebucheinträge lernt man die verschollene Braut Berit Gustavsson näher kennen, und trotz einiger hoch brisanter und adrenalingeladener Szenen warten Voosen und Danielsson auch mit einer gewissen Situationskomik auf:

„Aus großer Kraft wächst große Verantwortung“ proklamierte Forss mit aufgesetztem Pathos. – „Konfuzius?“ fragte der Mann von Gullvi Lundberg interessiert. – „Spiderman“, antwortete Forss trocken.

Wie in den Vorgängerbänden kam auch in diesem Fall das Privatleben der Kriminalbeamten nicht zu kurz. Während Ingrid Nyströms liebevoller Ehemann Anders mit Tochter Anne und dem kleinen Enkelsohn Albert für ein Jahr nach Tansania geht, wird die Deutschschwedin Stina Forss von den Dämonen ihrer Vergangenheit eingeholt. Der ehemals lebensfrohe Brummbär Lasse Knutsson wandelt sich plötzlich zu einem wortkargen und melancholischen Menschen, und auch Hugo Delgado und Anette Hultin werden mit privaten Problemen konfrontiert. Sämtliche handelnden Personen wurden hervorragend charakterisiert, ihre Darstellung war in hohem Maße überzeugend, ihre Gefühls- und Gedankenwelt wurde eindrucksvoll vermittelt. Was mich ein wenig störte war die an einigen Stellen doch recht derbe Sprache der eigenwilligen Stina Forss, der eine gestörte Persönlichkeit und ein eigenbrötlerisches und verschrobenes Wesen zugesprochen wird.

Trotz dieses kleinen Kritikpunkts empfand ich das vorliegende Buch als einen weiteren Bestseller aus der Feder des beliebten schwedischen Autorenduos. Roman Voosen und Signe Danielsson schaffen es immer wieder, mit ihren Krimis hochgradige Spannung und ein außergewöhnliches Abenteuer im Kopf zu erzeugen und mich dabei mit völlig unerwarteten Wendungen zu überraschen.

„Schneewittchen-Sarg“ hat mich sehr gut unterhalten, mir ausgezeichnet gefallen und wartet vor allen Dingen mit einem atemberaubenden Finale auf, das es wirklich in sich hat! Auch für diesen ausgeklügelten und komplexen Fall kann ich einfach nur die Höchstwertung und eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Werk meiner favorisierten nordischen Krimiautoren!