Dorf-Idyll

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wal.li Avatar

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 Nach zehn Jahren Jugendknast wird Tobias Sartorius entlassen. Weil er nicht weiß wohin, fährt er zurück in sein Elternhaus. Sein Leben und wie er feststellen muss auch das seiner Eltern ist zerstört. Tobias wurde für den Mord an zwei Mitschülerinnen verurteilt, an den er sich wegen eines Filmrisses nicht erinnern kann. Doch das Dorf hat seine Eltern gleich mit verurteilt. Sein Vater verliert die gut gehende Kneipe und die Mutter lässt sich scheiden, weil sie das Leben in Altenhain nicht mehr ertragen kann.

Kurz nach der Entlassung wird Ruth Cramer von einer Brücke gestoßen. Nur knapp überlebt sie den Anschlag. Bei den Ermittlungen in diesem Fall stößt das Team um Pia Kirchhoff bald darauf, dass es sich bei Ruth Cramer um Tobias Mutter handelt. Pia beschäftigt sich darauf mit dem alten Fall und einige Sachen scheinen ihr nicht schlüssig zu sein. 

Die Dorfbewohner versuchen Tobias wieder zu vertreiben. Jeder hat dafür seine eigenen Gründe, jeder etwas zu verbergen. Tobias einzige Verbündete scheint seine Jugendfreundin Nadja zu sein. Einzig Amelie, die neue Kellnerin aus dem schwarzen Ross, tritt Tobias unvoreingenommen gegenüber und fängt an sich mit den Vorgängen von vor zehn Jahren zu beschäftigen. Doch dann ist auch sie verschwunden.

Zu Beginn wird die Geschichte recht langsam aufgebaut. Detailreich beschreibt die Autorin das Umfeld sowohl in Altenhain als auch um die Ermittler Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Nach und nach baut sich immer mehr Spannung auf. Jede Spur führt zu einer weiteren Ungeheuerlichkeit des dörflichen Miefs, in dem jeder jeden kennt und alle ihre Geheimnisse gegen Außenstehende hüten wie ihre Augäpfel. Wie eine Schlinge um den Hals eines Opfers zieht sich die Handlung um die Phantasie des Lesers, der ob dieser teilweise doch recht widerwärtigen Vorstellungen des dörflichen Lebens, die das Buch weckt, ins Schaudern gerät.

Gleichzeitig kommen aber auch die Beziehungen der Ermittler untereinander oder mit ihren Familien nicht zu kurz. Dort geht es zu wie im normalen Leben, was sich sehr positiv von den teilweise doch recht depressiven Kommissaren anderer Reihen abhebt. 

Immer wenn der Leser glaubt, den Fall gelöst zu haben, gelingt es der Autorin mit einer neuen Wendung auf eine andere Auflösung der Sache hinzuwirken, so dass die Spannung bis zur letzten Seite erhalten bleibt.

Für den Genuss dieses Krimis erscheint es nicht notwendig, die vorherigen Bücher dieser Reihe zu kennen. Doch könnte man hier etwas verpassen, wenn man sich die Lektüre versagt.