Eckstein, Eckstein...alles muss versteckt sein...

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In ihrem neuesten Taunuskrimi beschreibt Nele Neuhaus die Situation des entlassenen Insassen Tobias Sartorius, der nach Verbüßung seiner Haftstrafe in sein Heimatdorf zurückkehrt, da ihm an sozialen Kontakten zur Außenwelt nur seine Eltern und seine ehemalige Klassenkameradin Nadja von Bredow geblieben sind. Die Dorfgemeinschaft wird als eine typische Idylle mit ihren Beziehungsgeflechten und oberflächlich heilen Strukturen dargestellt, in der jeder jeden kennt und irgendwie miteinander verbandelt ist. Unter der ach so heilen Fassade brodelt es jedoch mächtig, als Tobias in sein Elternhaus zurückkehrt und auch noch mit einem jungen Mädchen gesehen wird, das den damals verschwundenen und brutal ermordeten Klassenkameradinnen Laura und Stefanie (Schneewittchen) sehr ähnelt. Tobias und seine Eltern werden beschimnpft und tyrannisiert, seine Mutter wird schwer verletzt und einzig Nadja scheint an seine Unschuld zu glauben. Man fragt sich als Leser, was der Autist Thies mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun haben könnte und mit welchen Druckmitteln der mächtige Rädelsführer Terlinden scheinbar die komplette Dorfgemeinschaft dominiert. Als das Mädchen Amelie verschwindet beginnt die Hexenjagd auf Tobias erst recht. 100 Seiten lang fiebert man hin- und hergerissen mit und bangt um Amelie. Ist sie schon tot oder nur gefangengenommen und versteckt so wie damals Schneewittchen? Nele Neuhaus schafft es, den Leser zu fesseln und für ausgezeichnete Krimiliteratur mit viel Lokalcolorit zu sorgen. Ausgezeichnete Unterhaltung und Hochspannung. An manchen Stellen hätte ich mir aufgrund der hohen Anzahl an vorkommenden Protagonisten ein Personenregister zu Beginn des Buches gewünscht, in dem man nochmal nachlesen kann, wer wer ist. Denn zu Beginn steigt man aufgrund der vielen Dorfbewohner und ihrer Beziehungen untereinander teilweise nicht immer sofort durch. Interessant finde ich auch, dass die privaten Geschichten von Pia und Oliver weitergehen und man sich auf Fortsetzungen dieses Kommissarduos freuen darf! Ich hab es in 24 Stunden verschlungen und warte auf mehr! An manchen Stellen habe ich mich an Petra Hammesfahrs "Puppengräber" erinnert gefühlt.