Im Taunus geht es heiß her zur kalten Jahreszeit

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r.e.r. Avatar

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Umso freundlicher die Fassade, desto größer das Grauen dahinter. Oft schon hat sich dieser simple Satz bewahrheitet, wenn man die Zeitung aufschlug oder den Fernseher einschaltete. Und das nicht allein in der großen Stadt das Unheil lauert, weiß nicht nur derjenige der aus einem kleinen Dorf stammt. Je kleiner der Ort, desto dunkler die Geheimnisse. Auf diesen kurzen Nenner kann man auch Nele Neuhaus neuen Krimi “Schneewittchen muss sterben” bringen.

 

Tobias Sartorius wird aus dem Gefängnis entlassen. Er soll vor 10 Jahren seine Freundinnen Stefanie, genannt Schneewittchen, und Laura umgebracht haben. Die Leichen wurden jedoch nie gefunden und die Verurteilung beruhte lediglich auf Indizien. Trotzdem sind alle Einwohner seines Heimatortes Altenhain sicher, das er der Mörder war. Kaum zurück, verschwindet erneut ein Mädchen aus Tobias Umfeld. Die 17jährige Amelie, die noch dazu eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem de damaligen O pfer Stefaniehat. Muss wieder ein Schneewittchen sterben?

 

Mit ihrem neuesten Fall um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff hat Nele Neuhaus einen rasanten Krimi vorgelegt. Wobei mit rasant nicht die schnelle Dichte atemloser Spannung gemeint ist, sondern eher die Vielzahl guter Ideen die zu eben jenem Zustand führen. Zwei ungeklärte Mordfälle, ein sympathisch gutaussehender mutmaßlicher Täter, eine verschworene Dorfgemeinschaft, der ortsansässige Großunternehmer mit mafiaähnlichen Methoden, dessen autistischer Sohn, ein sexbesessener Kultusminister. Eine Liste die man noch gut erweitern könnte. Nicht zuletzt mit den privaten Problemen der beiden Ermittler. Oliver erwischt seine Frau beim Seitensprung und Pias Haus droht über ihrem Kopf abgerissen zu werden.

 

Die Autorin hat jedoch alle Fäden sicher in der Hand. Genüsslich entblättert sie Geheimnis um Geheimnis und legt Detail für Detail offen. Der Verlauf der Handlung ist vorhersehbar und trotzdem nicht ermüdend. Immer wieder schafft es Neuhaus Interesse zu wecken, Sympathie zu erzeugen, Wut auszulösen oder einfach nur entspannenden Lokalkolorit zu liefern. Das am Ende die Einfälle ein bisschen mit ihr durchgehen und unnötig Länge erzeugen, macht das ganze eher netter. So kann man noch ein bisschen länger im Taunus verweilen.