Muss auch Schneewittchen Nr. 2 sterben?

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mammutkeks Avatar

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Schneewittchen starb bereits vor 11 Jahren - und doch wurde die Leiche nicht gefunden. Genausowenig wie die ihrer Freundin oder doch eher Konkurrentin Laura. Gefunden wurde damals allerdings der vermeintliche Mörder - und nicht nur gefunden, sondern auch aufgrund von Indizien verurteilt.

Nun sind die 10 Jahre Strafe vorbei und Tobias kommt zurück in sein Heimatdorf im Taunus. Dieses ist geprägt von der Familie Terlinden - sie besitzen eine Firma, in der viele Dörfler ihr Auskommen finden, sie besitzen die Dorfkneipe und sie besitzen offenbar auch die Deutungsmacht im Dorf. Alle Dörfler richten sich danach, was Claudius Terlinden sagt.

Alle? Nein, als Tobias wieder ins Dorf zurückkehrt, brechen einige seiner alten Freunde aus dem kollektiven Schweigen aus - und es kommt dazu, dass der bereits gelöste Kriminalfall wieder aufgerollt wird. Dabei kommt es zu neuen, teilweise brutalen Überfällen und Entführungen - und einer überraschenden Lösung des Falles.

Neuhaus ist ein gut geschriebener Krimi gelungen, der viel Lokalkolorit hat. Gleichzeitig könnte ein solcher Fall in jeder dörflichen Enge passieren. Mief und falsch verstandende Dorfgemeinschaft sind keine Domäne des Taunus. Die in der LP sehr präsenten hessischen O-Töne gibt es im weiteren Roman nicht mehr - deshalb finde ich sie im Nachhinein eher überflüssig. Neuhaus braucht solche Spielchen nicht, um Lokalkolorit zu entwickeln.

Parallel zur Ermittlung um die gefundene Mädchenleiche entwickelt sich die familiäre Geschichte um von Bodenstein und seine Frau Cosima, die die Ermittlungen zu beeinträchtigen drohen. Auch Pia Kirchhoff, die zweite Ermittlerin, ist nicht vor privaten Problemen gefeit.

Insgesamt gelingt es Neuhaus, die vielen verschiedenen Geschichten gut miteinander zu verknüpfen, ohne dass man das Gefühl hat, sie seien aufgepfropft oder unlogisch. Plötzliche Zufälle gibt es ebensowenig in größerem Maße als Unlogiken. Und alle vorher gelegten Fäden werden zuende erzählt - Respekt!

Zu einem gut und flüssig geschriebenen Roman kommt eine sehr ansprechende Gestaltung des Covers - die Bluttropfen sehen aus wie echt. Besonders positiv finde ich den Aufkleber, der nicht schon vor Veröffentlichung von "Bestseller" spricht, sondern einen "Taunus-Krimi" ankündigt.