Nichts ist so wie es scheint

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kimvi Avatar

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Vor zehn Jahren wurden dem ehemaligen Einser-Abiturienten Tobias Sartorius die Morde an zwei Mädchen aus seinem Heimatort Altenhain angelastet. In einem spektakulären Indizienprozess wurde er für schuldig befunden und verurteilt. Mittlerweile hat er seine Strafe verbüßt und wird aus der Haft entlassen. Seine beste Freundin Nadja, die in den vergangenen Jahren zu einer erfolgreichen Schauspielerin aufgestiegen ist, holt ihn ab und bietet ihm an, bei ihr zu wohnen. Doch Tobias lehnt ab und lässt sich von ihr an seinem Elternhaus absetzen. Schnell muss Tobias feststellen, dass die Zeit während seiner Haft nicht stehengeblieben ist. Denn die blühende Gaststätte der Eltern ist mittlerweile geschlossen, das Haus wirkt heruntergekommen und selbst die Ehe seiner Eltern ist an dem Schicksalsschlag zerbrochen. Die Dorfgemeinschaft reagiert mit Ablehnung auf die Rückkehr des vermeintlichen Mörders. Unmissverständlich wird ihm klar gemacht, dass er im Ort nicht mehr erwünscht ist.

Kriminaloberkommissarin Pia Kirchhoff und Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein vom Hofheimer K11 werden zu einem rätselhaften Verkehrsunfall gerufen. Eine Frau ist von einer Fußgängerbrücke, direkt in die Windschutzscheibe eines darunter fahrenden Wagens, gestürzt. Zeugen wollen beobachtet haben, dass die Frau von einem Unbekannten gestoßen wurde. Die Ermittlungen führen das Team nach Altenhain. Denn es stellt sich heraus, dass es sich bei der schwerverletzten Frau um die Mutter von Tobias Sartorius handelt. Schnell kommt der Verdacht auf, dass die Haftentlassung ihres Sohnes ein Motiv für den Angriff sein könnte. Doch in Altenhain hält die Dorfgemeinschaft zusammen und blockiert die Ermittlungsversuche der Polizei. Doch  Pia Kirchhoff gibt so schnell nicht auf. Deshalb durchsucht sie die alten Ermittlungsakten, die damals zur Verurteilung von Tobias führten, nach Hinweisen. Schon bald stößt Pia Kirchhoff auf erste Ungereimtheiten. Als auch noch Vernehmungsprotokolle fehlen, ist Pias Misstrauen endgültig geweckt. Doch ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, denn in Altenhain überschlagen sich die Ereignisse. Die siebzehnjährige Amelie, die einer der damals ermordeten Mädchen ähnlich sieht, wird vermisst. Da man sie vor ihrem Verschwinden oft in der Nähe von Tobias Sartorius gesehen hat, steht für die eingeschworene Dorfgemeinschaft der Täter fest. Diesmal wollen sie Tobias nicht so leicht davonkommen lassen....

**Meine Meinung**

Dieser Band ist bereits der vierte Fall für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Da ich vorher noch kein Buch von Nele Neuhaus gelesen habe, war "Schneewittchen muss sterben" mein Einstieg in diese Krimi-Reihe. Normalerweise lese ich Bücherserien lieber in der richtigen Reihenfolge und das ist sicher auch bei dieser Serie empfehlenswert. Dennoch kann man dem aktuellen Fall auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten Bänden folgen. Wichtige Hintergrundinformationen zu den Ermittlern sind in die Handlung eingestreut. Das Ermittlerduo, Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein, wirkt sehr sympathisch und ihre Handlungen glaubhaft und nachvollziehbar. Im Team des Hofheimer K11 kommt es in diesem Band zu einigen Reibereien. Hier fehlt mir natürlich das Hintergrundwissen aus den vorangegangenen Fällen, aber dennoch kann man der Handlung mühelos folgen. Das private Umfeld der Ermittler liefert interessante Nebenhandlungen. Denn Oliver von Bodenstein hat den Verdacht, dass seine Frau ihn betrügt und kann sich dadurch nicht ganz auf die Ermittlungen konzentrieren. Auch in Pia Kirchhoffs Privatleben verläuft nicht alles glatt, dennoch versucht sie von Bodenstein zu unterstützen und den Fall zu lösen.

Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Einen Teil der Handlung nehmen dabei die Ermittlungen, die Reibereien im Team und das Privatleben der Ermittler ein. Durch Tobias Sartorius Rückkehr in sein Heimatdorf, wird man langsam in das  gar nicht so idyllischen Dorfleben eingeführt. Schnell wird klar, dass hier ziemlich viele Geheimnisse verborgen sind. Klatsch und Tratsch füllen das Alltagsleben und jeder scheint nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Doch in der Meinung über Tobias Sartorius sind sich alle einig - ihn gilt es zu vertreiben. Die Protagonisten sind vielschichtig. Sie wirken menschlich und ihre einzelnen Schicksale glaubhaft. Die drohende und aufgeladene Atmosphäre im Dorf ist beim Lesen förmlich spürbar und so wird man in den Bann des spannenden Geschehens gezogen. Langsam lüften sich lange gehütete Geheimnisse. Doch damit ist man der Gesamtlösung noch keinen Schritt näher, denn plötzlich gelangt die nächste Unglaublichkeit ans Tageslicht. Es gelingt der Autorin meisterhaft ihre Fährten auszulegen, sodass man keinen Verdächtigen ausschließen kann.

Krimis gehören zu meiner bevorzugten Leserichtung und deshalb habe ich in diesem Bereich schon einige Exemplare gelesen. Lange hat mich kein Krimi so sehr gefesselt wie dieser. Denn die Handlung ist von Anfang an spannend und durch überraschende Wendungen bleibt diese Spannung bis zur stimmigen  Auflösung erhalten. Dabei kommt die Handlung  ohne übertriebene Gewalt und größeres Blutvergießen aus. Ich vergebe begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!