Packender Taunus-Krimi mit vielen Verdächtigen

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pharo72 Avatar

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Tobias Sartorius kehrt nach zehn Jahren Haft, die er für die Ermordung zweier 17jähriger Mädchen abgesessen hat, in sein Heimatdorf Altenhain zurück. Dort ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Gaststätte seines Vaters ist seit langem bankrott, der Hof gleicht einem Müllplatz und Tobias wird sofort offen angefeindet. Kurz darauf fällt sogar seine inzwischen von seinem Vater geschiedene Mutter einem heimtückischen Anschlag zum Opfer.

 

Als die Leiche eines der Mädchen gefunden wird, stellen die bearbeitenden Kriminalbeamten Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein Ungereimtheiten in der damaligen Abwicklung des Falles fest. Die junge Amelie ist fasziniert von den Abgründen, die sich in dem verschlafenen Dorf offenbaren und ermittelt auf eigene Faust. Nicht lange danach verschwindet sie spurlos und für die Dorfbewohner steht der Täter bereits fest. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn sowohl Amelie als auch der erneut verdächtigte Tobias schweben in großer Gefahr.

 

„Schneewittchen muss sterben“ ist bereits der vierte Roman der im Taunus lebenden Autorin Nele Neuhaus mit den Ermittlern Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Es werden jedoch keinerlei Vorkenntnisse aus den ersten Bänden benötigt. Ganz wunderbar gelingt es der Autorin in einem gerade mal zwanzig Tage umfassenden Zeitraum eine Fülle von Spuren zu legen, die den Leser dieses exzellenten Kriminalromans begeistert miträtseln lassen. Zu keinem Zeitpunkt lässt die Spannung nach, immer wieder gibt es neue Wendungen, neue Verdächtige. Teilweise verführen richtig gemeine Cliffhanger zum sofortigen Weiterlesen, egal was der Wecker anzeigt.

 

Es ist für mich gut vorstellbar, wie in einem kleinen Dorf eine verschworene Gemeinschaft entstehen kann, wo jeder am liebsten seine eigenen Leichen im Keller behalten möchte. Die einzelnen Charaktere sind dann auch sehr bildhaft dargestellt, man kann mit den leidenden Eltern der toten Mädchen ebenso mitfühlen wie mit den Sorgen privater Art der Ermittler. Insgesamt gelingt es der Autorin hervorragend, alles miteinander zu verknüpfen und ein rundum gelungenes Porträt einer von Lügen, Verrat, Eitelkeit und Machtsucht geprägten Gemeinschaft zu zeichnen. Der Roman hat mich auf jeden Fall veranlasst, auch die vorher erschienenen Bände der Reihe einer näheren Betrachtung zu unterziehen, denn deutsche Autoren müssen sich auch in diesem Genre keinesfalls vor ihren amerikanischen Kollegen verstecken.