Tod aus Überdruss?!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kaiserin2201 Avatar

Von


Philipp Tinglers Buch beginnt mit den letzten Lebensstunden der Millvina van Runkle. Boshaft und ironisch jedoch ausgewählt ausgedrückt, beschreibt er die Umgebung und deren Protagonisten die sich Millvina van Runkle zum Sterben erkoren hat. Es ist die Klinik in der sie sich das Alter ihres Gesichts vielfach hat wegzaubern lassen, was zum letzten Mal nun schließlich zu ihrem Tod führt, da sie sich u. a. nicht dazu überwinden kann Trombosestrümpfe zu tragen, da diese farblich nicht zu ihren Pantoffeln passen. Noblesse oblige – jedoch nicht im herkömmlichen Sinne. Um ihr einziges wirkliches Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen zu müssen hat sie Oscar einen Freund zur Beichte an ihr Lager gebeten. Oscars Studienfreund Viktor ist mit Millvinas Tochter Mildred verheiratet, was Millvina wohl dazu veranlasst hat genau ihn dafür auszusuchen. Allein im ersten Kapitel des neuen Romans von Philipp Tingler versammelt sich all die Langeweile und die daraus resultierende Boshaftigkeit der besseren Gesellschaft, die, liest man die Boulevardpresse, so nur erahnen kann. Es zeigt sich mal wieder, dass Geld nicht unbedingt glücklich macht, es sich aber viel leichter damit weinen, intrigieren, manipulieren und somit das eigene Leben als auch das anderer Menschen beinflussen läßt als ohne. Geld verdirbt nicht den Charakter, sofern einer vorhanden ist, Geld verstärkt den Charakter oder den Mangel dessen, und verhilft so manchem unterbegabten Menschen zu einem einigermaßen angenehmen Leben. Schon nach dem ersten Leseeindruck befällt auch mich ein Überdruss an all dem Überfluss an Dingen, Worten und Eindrücken, was jedoch durch den bitterbösen Blick des Autors wieder aufgehoben wird und mich nun doch, obwohl noch nicht ganz überzeugt, neugierig auf dieses Buch macht...