Schöne Seelen

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Schöne Seelen, der Roman von Phillipe Tengler, ist eine überspitzt gezeichnete Satire über die Schönen und Reichen Zürichs. Der Autor ist unter anderem auch Kolumnist und ich könnte mir vorstellen, dass das Thema des Buches in einer Kolumne gut funktioniert. Für ein Buch mit gut 300 Seiten war mit der Inhalt zu wenig. Eine alternde Dame der Gesellschaft, die an einer missglückten Schönheits OP stirbt, am Sterbebett ihr Geheimnis an Oskar weitergibt: nämlich, dass Mildred nicht ihre leibliche Tochter ist, sondern die Tochter des Dienstmädchens, das von Millvina nur adoptiert wurde und in Unwissenheit lebt. Die Eheprobleme Mildreds und Viktor, die Oskar an Viktors Stelle in einer Therapie bei Hockstädder aufarbeiten soll ... Das das ganze nicht gutgehen kann, ist von Anfang an klar und so gipfelt die ganze Posse in einem großen Showdown.

Im Gegensatz zum mageren Inhalt hat mir der Schreibstil des Autors sehr gut gefallen. Sehr bildhaft und übergenau zeichnet er die Probleme der Upper Class, die sich in diesem Roman auf die richtige Sortierung der Garderobe, der korrekte Winkel der Nase und andere Oberflächlichkeiten reduzieren. Das Begräbnis Millvinas wird zum großen Event, Tratsch und Klatsch verdrängen Trauer und Mitgefühl.

Mein Fazit: ein Buch mit einigen Längen, das nicht aufgrund seines Geschichte besticht, sondern nur aufgrund des brillianten Schreibstils des Autors.