Intensives Gesellschaftsporträt

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bildersturm Avatar

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Ein überraschend interessanter Versuch, Belletristik und Gesellschaftsroman endlich wieder salonfähig zu machen. Dabei stehen die trendigen Themen in Verbindung mit einer gewissen süffisanten Ironie ein wenig in Kontrast mit Cover und Oehmkes fast klassisch anmutendem Stil, so dass sich nicht immer eindeutig sagen lässt, ob hier ein Standpunkt verteidigt oder sarkastisch demontiert wird. Dadurch bleibt "Schönwald" eindringlich spannend, auch wenn Philipp Oehme es zuweilen mit populärkulturellen Referenzen übertreibt und seinen Haupterzählstrang um den queren Buchladen "They/Them" relativ unverfroren direkt am realen Vorbild des Berliner Geschäfts "She Said" entlangkonstruiert, dessen angebliche Gründung mit Nazigeld im Hintergrund vor nicht allzulanger Zeit tatsächlich Schlagzeilen machte. Ansonsten aber ein lässig-eleganter Versuch, literarisch endlich wieder ernstzunehmende Charaktere zu etablieren. Gefällt mir sehr gut.