lebensnah und von höchster Relevanz

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buch_auf_welt_aus Avatar

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Das Cover ist relativ schlicht gehalten, mir gefällt aber das Spiel mit den Farben und die Tatsache, dass es auf den ersten Blick wenig über die tatsächliche Thematik preisgibt. Auch auf den ersten Seiten eröffnet sich die Tragweite des Konflikts nicht, der erst später offenbart wird. Doch wir lernen die Protagonistin Ruth und ihre Familie kennen, die mir mehr als einmal ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hat. Die Charaktere wirken geradezu wie Karikaturen bzw. Repräsentanten von bestimmten Generationen - obwohl teilweise überspitzt absolut authentisch (ich erkenne durchaus Parallelen von Handlungsweisen, Gedanken und Überzeugungen aus meinem eigenen persönlichen Umfeld)!
Der sich in der Leseprobe andeutete Konflikt ist für mich aus mehreren Perspektiven spannend: sowohl aus privater Neugier als auch aus Sicht als angehende Historikerin. Wie gehen wir mit der NS-Vergangenheit unserer Vorfahren um? Wie handhaben wir die Kollektivschuld? Kann man Generationen später noch für das Verhalten seiner Vorfahren verantwortlich gemacht werden? Wie kommuniziert man solche schwierigen Sachverhalte, sowohl innerhalb der Familie als auch in die Öffentlichkeit?
Eines ist für mich auf jeden Fall klar: Ruths Überzeugung, den eisernen Schleier des Vergessens über die Geschehnisse zu legen und all die Dinge „tot zu schweigen“, ist zwar leider die Realität für lange Zeit gewesen, mit Sicherheit nicht der richtige Weg. Aufarbeitung, Kontextualisierung und Kommunikation sind für mich die Stichwörter!