Anne Chaplet: Schrei nach Stille

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indi0815 Avatar

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gehört dazu, ein Buch so zu beginnen, beinahe schon philosophisch macht sich ein Tropfen auf den Weg. Damit werden sich viele schwer tun, wenn in der Buchhandlung kurz in ein Buch hineingelesen wird und man einen Krimi erwartet.

**Leider.**

Bemerkenswert, dass die Autorin es dennoch wagt und auf ihre Leser baut, ihnen zutraut, sich auf die Reise zu begeben an einen recht düsteren Ort, voll Vorurteile, voller Schicksale, voller Rätsel.


"Vergessen ist Gefahr und Gnade zugleich."


Dieses Schicksal ereilt auch den unaufmerksamen Leser, das Buch hat meine volle Konzentration gefordert und ich konnte nicht mal nebenbei ein paar Seiten lesen. Zu schnell geht eine Information, ein Detail flöten. Leider habe ich keinen der Vorgänger gelesen, sonst hätte ich mich wohl nicht über Seiten gehangelt, auf der Suche nach Brenner, der als eine der wenigen Figuren nicht groß eingeführt wurde.


Sprachlich schwebt Chaplet über vielen ihrer Kollegen, der Titel ein Oxymoron, die Sätze nahezu durchgehend kurz, prägnant. Kaum ein Wort, das verschwendet wird, und dennoch eine unglaublich bilderreiche Sprache. Ein kriminalistisches Kunstwerk, das lange ohne "echte" Spannung in Form von Leichenfunden oder ähnlichem
auskommt und nichtsdestotrotz packt den Leser eine unterschwellige Ahnung, ein Raunen und fesselt. Dieser Stil fiel mir schwer, obwohl das Buch nicht viele Seiten füllt, erschien es mir lang - nicht aus Langeweile sondern aus dem Drang heraus mehr zu wollen, mehr Wissen, mehr Action...Dabei ist immer etwas los, die Handlungsstränge sind schön verwoben und wenn sich die Personen ändern, fängt meist ein neues Kapitel an, was bei den kurzen Absätzen eine große Hilfe ist, anders würde der Schwenk zwischen den Orten anstrengend.


Alles in allem hat mir "Schrei nach Stille" gut gefallen, ein etwas anderer Krimi, keine "leichte" Kost.Wenn man sich darauf einlässt, wird das Buch einen in den Bann ziehen.