Summer of Love

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kimvi Avatar

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In einem kleinen hessischen Dorf wird die Dorfgemeinschaft noch ganz groß geschrieben. Jeder weiß über seinen Nachbarn Bescheid und Neuzugezogene haben es  äusserst schwer in diese Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Im Gegenteil, sie werden erst vorsichtig und misstrauisch betrachtet und gehören selbst nach Jahren noch nicht richtig dazu.

Vor vierzig Jahren bekamen das auch drei junge Menschen zu spüren, die dort in einer Villa in der Dorfsiedlung ihren "Summer of Love" verbrachten. Zwei junge und hübsche Frauen lebten dort mit einem Mann zusammen. Die drei Hippies wurden aufgrund ihres Lebenswandels, von den Dorfbewohnern geschnitten, bedroht und sogar angegriffen. Denn von freier Liebe und Drogenkonsum hielt man in dem kleinen Dorf nicht viel. Eines Tages verschwand eine der beiden Frauen spurlos und ihr rätselhaftes Verschwinden konnte niemals aufgeklärt werden.

Nun wohnt die erfolgreiche Autorin Sophie Winter in genau diesem Haus und wird von den Dorfbewohnern misstrauisch beäugt. Denn Sophie hat einen Roman veröffentlicht, der überraschend viel mit den damaligen Ereignissen im Dorf gemeinsam hat. Die Hauptprotagonistin in Sophies Roman wurde sogar von den engstirnigen Dorfbewohnern zu Tode gehetzt. Nun wird Sophies Roman sogar verfilmt. Kriminalhauptkommissar Giorgio DeLange steht der Filmcrew beratend zur Seite. Denn die Polizeiarbeit am Ende der 60er Jahre soll im Film so identisch wie möglich wirken. Doch die vielen Übereinstimmungen zwischen Romanvorlage und dem damaligen Verschwinden der jungen Hippi-Frau lassen DeLange die alten Akten anfordern. Denn er hat den Verdacht, dass vielleicht ein Körnchen Wahrheit in der Geschichte liegen könnte und auch jetzt wird in dem kleinen Ort wieder jemand vermisst. Ein zwölfjähriger Junge wird dort schon seit Tagen von der örtlichen Polizei gesucht. Seine Mutter lebt in einer entsetzlichen Angst.

Auch die Romanautorin Sophie wird in dem kleinen Häuschen telefonisch belästigt und bedroht. Türen sind plötzlich nicht mehr verschlossen, Schränke werden ausgeräumt und Sachen verschwinden. Als Sophie ein tot abgelegtes Tier im Haus findet, stellt sich die Frage in welches Wespennest sie mit ihrem Roman gestochen hat....


Meine Meinung:



Das ist der erste Roman den ich bisher von Anne Chaplet gelesen habe und somit auch der erste Band aus der Paul Bremer Reihe. Leider fehlt mir dadurch der Hintergrund der ja in den vorhergehenden Bänden geschaffen wurde. Man kann "Schrei nach Stille" auch einzeln lesen und dem aktuellen Fall gut folgen, doch sinnvoller wäre es sicher die Bände in der entsprechenden Reihenfolge zu lesen. Denn so fehlten mir natürlich die Hintergrundinformationen zu Paul Bremer und seinem familiären Hintergrund, seinem Beziehungsleben und der eigentlichen Aufgabe in der Dorfgemeinschaft. Ebenso erging es mir mit  der Staatsanwältin Karen Stark, einer guten Freundin von Paul Bremer, die wohl in den anderen Bänden ebenfalls eine große Rolle gespielt hat.

Zunächst musste ich mich an den Erzählstil der Autorin gewöhnen, denn dieser zeichnet sich durch kurze und knappe Sätze aus. Doch nachdem ich mich "eingelesen" hatte, gefiel mir dieser Stil überraschend gut. Der Autorin ist es meiner Meinung nach gut gelungen, die Atmospäre des alten Hauses zu beschreiben und auch die negative und entstirnige Haltung der Dorfgemeinschaft. Die Einstellung und Lebensweise der Dorfbewohner hat sich auch in den vergangenen vierzig Jahren nicht groß verändert. Der Hass und das Misstrauen der Dorfbewohner war an einigen Stellen förmlich spürbar. Auch die Gedankengänge der Romanautorin Sophie Winter, ihre beginnende Demenz und ihr beinahe verzweifeltes Aufbegehren gegen die Krankheit wurden überzeugend geschildert. Gut gefallen haben mir auch die relativ kurzen Kapitel, denn diese verführten mich dazu, das Buch innerhalb kürzester Zeit zu beenden.


Nun habe ich ja eigentlich erwartet einen Kriminalroman zu lesen. Doch leider kann ich diesen Roman für mich persönlich, nicht in diese Sparte einordnen. Denn dazu fehlt mir hier doch einiges an Ermittlungsarbeit und auch im Bereich Spannung. Der vermisste Junge spielt nur eine kleine Randfigur und umfassende  Ermittlungen finden in diese Richtung nicht statt. Das Geschehen dreht sich hier um den lange vergangenen Sommer 1968. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis um die verschwundene Frau. Auch das Privatleben des Kriminalhauptkommissars DeLange wird hingehend beschrieben und auch seine Gedanken die sich um diesen alten Fall drehen. Doch echte Kriminalermittlungen findet man in diesem Roman nicht.

Insgesamt war dieser Roman gut lesbar und konnte  deshalb auch innerhalb von zwei Abenden  von mir beendet werden. Die Figuren Stark, Bremer und DeLange waren mir sehr sympathisch. Doch da ich mir von diesem Krimi einfach mehr erhofft hatte, bewerte ich ihn nur mit drei Sternen.