Keine Befehlerin

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Über Nacht hat es den ersten Raureif des Jahres gegeben. Sanne wird von einem grauen Kater besucht, der gelegentlich vorbeischaut und immer einen Joghurt frisst. Meistens kommt er in ihre Werkstatt, wenn sie mit der Arbeit beginnt. Die Jahreszeit macht ihr zu schaffen, Ludwigs sechster Todestag naht. Immer wieder wird sie von der Erinnerung an den Abend übermannt, an dem das Kind gestorben ist. Sie fühlt sich allein, und vieles hat sich durch den Vorfall verändert. Nach einem Spaziergang lernt sie ihren neuen Nachbarn kennen, von dem sie alles andere als begeistert ist.

Eugen Voigt, Frührentner und vor vier Jahren von seiner Frau verlassen, mag die kalte Jahreszeit nicht. Er ist im Winter vor zwei Jahren schlimm gestürzt und führt immer noch einen Prozess mit der Versicherung. Seit Hobby ist, mit Block, Stift und Kamera am Fenster zu sitzen und Verkehrssünder aufzuspüren. An diesem Tag wartet er auf Nummer 1000. Dabei beobachtet er, wie der Architekt aus dem Haus gegenüber von einem SUV erfasst wird.

Kommissar Dühnfort und Gina sind seit vier Monaten ein heimliches Paar. Er will die Beziehung öffentlich machen, auch wenn das bedeutet, dass Gina sein Team verlassen muss. Beruflich beunruhigt die beiden, dass ein Mann, der wegen Messerstecherei verurteilt wurde und geschworen hat, sich an Dühnfort zu rächen, mittlerweile entlassen wurde. Aktuell werden sie nun zum Ort des Unfalls gerufen, der Architekt ist gestorben. Zwei Zeugen sagen aus, dass der Wagen nicht gebremst hat, weshalb die Polizei von einem Tötungsdelikt ausgehen muss.

Seit der Ankündigung habe ich mich auf die Leseprobe gefreut und wurde nicht enttäuscht. Inge Löhnig ist ihrem Stil treu geblieben, so dass wohl ein weiteres Buch auf mich wartet, das ich mit Begeisterung lesen werde. Sie schreibt ruhig und nimmt mich mit dem Krimi von Anfang an gefangen. Ich kann sofort in die Geschichte eintauchen und fühle mich, als wäre ich jeweils am Ort der Handlung. Die Personen werden lebendig und natürlich beschrieben und könnten meine Nachbarn oder Freunde sein. Für mich sind sie alte Vertraute, aber auch Neueinsteiger müssten folgen können.

Die Autorin kommt ohne Action und blutige Gewaltszenen aus, baut aber trotzdem Spannung auf, die langsam beginnt und sich mit Sicherheit noch steigern wird. Sie erreicht, dass ich gerne weiterlesen möchte. Gelangweilt fühle ich mich nie und denke auch nicht, dass sie Abschnitte etwas kürzer hätte fassen können. Ich bin gespannt, wie es mit Sanne weitergehen wird, was an dem Abend geschah, als Ludwig starb, ob sich die Handlungsstränge irgendwann verbinden – was zu erwarten ist - und warum der Architekt getötet wurde.