Wenn die Schuld keinen Raum zum Leben lässt...

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sueorange Avatar

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Ein seltsamer Autounfall gibt dem Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort und seinem Team ein Rätsel auf. War es tatsächlich ein Unfall mit Fahrerflucht oder steckt mehr dahinter? Selbst im Team besteht deswegen Uneinigkeit. Zwei Zeugen wollen unabhängig voneinander beobachtet haben, dass das Auto unbeleuchtet war und nicht abbremste, bevor es Jens Flade überrollte. Erst fünfundzwanzig Meter hinter der Unfallstelle stoppte der Wagen kurz und fuhr danach einfach davon.
Bald darauf wird eine weitere Person tot aufgefunden, ertränkt in zwanzig Zentimeter tiefem Wasser. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen? Auffällig ist, dass beide Opfer in ihrer Vergangenheit ein Ereignis hatten, an dem sie schwer trugen.

Auch Susanne Möbus, eine Geigenbogenbauerin, beschäftigt ein solches Erlebnis, das wie Blei auf ihrer Seele liegt.

Sechs Jahre zuvor ist ein Kind ums Leben gekommen, das sie damals beaufsichtigte. Jedoch kann sie sich aufgrund ihrer posttraumatischen Belastungsstörung nicht an die letzten Sekunden vor dem Tod erinnern. Zwar hat man das Ermittlungsverfahren gegen sie eingestellt, aber sie fühlt sich immer noch schuldig und verwehrt sich selbst glückliche Momente in ihrem Leben.

Wer trachtet diesen Personen, die sich schon selbst jahrelang deswegen martern, nach dem Leben? Wer verschanzt sich hinter dem Zitat von Friedrich Schiller?

Das Leben ist der Güter höchstes nicht,
der Übel größtes aber ist die Schuld.

Dühnforts vierter Fall steht den anderen in punkto Spannung in nichts nach. Erkennbar ist auch die Entwicklung der Protagonisten. Alois, der in den letzten Bänden eher im Hintergrund agierte, erhält eine eigene Perspektive, eine eigene Stimme sozusagen, und man kann ihn dadurch näher kennenlernen. Die Beziehung zwischen Gina und Tino hat sich vertieft, doch noch veranstalten die Beiden ein Versteckspiel, damit ihre Kollegen nichts von ihrem Zusammensein erfahren. Daraus ergeben sich natürlich Konflikte und man kann gespannt sein, wie dieses Thema in der Zukunft gelöst wird.

Die einzelnen Charaktere sind tiefgründig und vielschichtig dargestellt und durch ihre verschiedenen Blickwinkel wird der Leser intensiv am Geschehen beteiligt. **Inge Löhnigs** Fall ist psychologisch gut durchdacht und wirkt realitätsnah. Der Autorin gelingt es, eine ausgewogene Mischung zwischen der Kriminalhandlung und dem Privatleben ihrer Akteure zu gestalten.

Bei der Beschreibung von Susannes Tätigkeit, dem Behaaren eines Geigenbogens, zeigt sich besonders Inge Löhnigs aufwendige Recherchearbeit im Vorfeld. Dabei hat sie auch einen sehr interessanten Beruf ausgewählt, von dem man nur sehr selten etwas liest oder hört. Das Erzähltempo ist rasant und die Geschichte vermag durchgehend zu fesseln. Der Leser kann nur langsam erahnen wie alles zusammenhängt. Das Thema "Schuldlos schuldig", das diesem Teil zugrunde liegt, regt zum Nachdenken an und lässt einen auch nachträglich nicht sofort wieder los.

**"Schuld währt ewig"** - ein Kriminalfall, nicht extrem brutal, aber ungemein spannend.


**Inge Löhnig** wurde 1957 in München geboren und studierte Grafik-Design. Nach einer Karriere als Art-Direktorin in verschiedenen Werbeagenturen machte sie sich mit einem Designstudio selbständig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie und einem betagten Kater in der Nähe von München.