Aktuelles Thema oberflächlich beleuchtet

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jidewi Avatar

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Der Roman "Schwarzer Jasmin" von Manfred Rumpl thematisiert vor allem ein sehr aktuelles Thema: Migration, Integration und die Intention möglicher Gefährder. Eymen wächst in Tunesien auf, seine Kindheit ist geprägt von Hass, Gewalt und der Willkür der Salafisten. Schnell wird ihm klar, dass er in Tunesien keine Zukunft hat und begibt sich als Flüchtling nach Europa. Dort trifft er auf Julia, eine Vollblut Sozialarbeiterin, die sich auch privat mit der Ungerechtigkeit der Welt, der fehlenden Balance unseres Systems und systemischer Diskriminierung auseinandersetzt. Das bekommt auch ihr Freund Jakob zu spüren, der zwar ein gutes Gespür für Wein besitzt, jedoch ein fehlendes Händchen für zwischenmenschliche Beziehungen. Der letzte Protagonist ist Frank, Polizist kurz vor der Pension, der sich dem Thema der Terrorabwehr im Land widmet. Die Handlungsstränge sind enger verwoben als gedacht und führen zu einem dramatischen Finale.

Die Leseprobe dieses Romans hat mich schlichtweg umgehauen: Eymens Kindheit wird beleuchtet, seine Umstände und eben auch das Leben in Tunesien. Schwarzer Jasmin als Leitfaden taucht immer wieder auf und vernetzt alsbald die ersten Handlungsstränge sanft und trotzdem drastisch. Dazu die Beleuchtung der Liebesbeziehung von Jakob und Julia, sowie die Bedürfnisse von Frank, der sich trotz nahender Pension nochmal komplett in seine Arbeit vertieft. Die Geschichte an sich mit all ihren Handlungssträngen hat unglaublich viel Potential, mir fehlt jedoch die Nähe zu den Charakteren, wahrscheinlich auch aufgrund der vielen, für mich teilweise nicht mehr nachvollziehbaren Sprünge im Zeitverlauf. Dadurch verliert die Geschichte an Tiefe und emotionaler Komplexität, sodass für mich das Ende zwar spannend war, ich mir jedoch eine größere Verbundenheit mit den Protagonisten gewünscht hätte. Das Verhältnis bleibt für mich somit oberflächlich, leicht angeraut. Für mich spannend klingende Handlungspassagen wurden gefühlt auch leider nicht intensiviert oder näher thematisiert, teilweise ebenfalls übersprungen trotz des brachliegenden Potenzials. Ich hätte mir eine tiefergehende Reflektion gewünscht. Eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich für die Geschichten hinter potenziellen Gefährdern interessieren, ihren Lebensweg und ihre Sichtweisen, jedoch weniger für Leser, die komplexe Charaktere lieben und Geschichten mit emotionalem Tiefgang.