Fesselnder, tiefgründiger Roman

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INHALT

Der Journalist Jakob und die Sozialarbeiterin Julia haben sich ein Ultimatum gestellt: Ihre Beziehung steht am Scheideweg. Der tunesische Flüchtling Eymen schwankt zwischen den Verlockungen des westlichen Lebens und seiner religiösen Überzeugung. Und der Polizist Frank übernimmt einen letzten großen Fall vor seiner Rente. Er und sein Team müssen sich gegen ihre opportunistische Vorgesetzte und für die Sicherheit entscheiden: Sie stoßen auf Eymen, der in Julias Beratungsstelle aufgetaucht ist, als möglichen Gefährder, den es zu fassen gilt, bevor er zuschlägt. Die Wege dieser so unterschiedlichen Figuren scheinen schicksalhaft verwoben und alles läuft auf ein dramatisches Finale hinaus …
Zwischen der tunesischen Jasminrevolution, die den kurzen Arabischen Frühling auslöste, und der Fluchtbewegung nach Europa siedelt Manfred Rumpl seinen spannenden und vielschichtigen Roman an.

(Quelle: Picus Verlag)

MEINE MEINUNG

Mit „Schwarzer Jasmin“ ist dem österreichischen Schriftsteller Manfred Rumpl ist ein fesselnder und vielschichtiger Roman gelungen, der hochaktuelle Themen aufgreift und die Problematik von Migration, Integration, islamistischem Fanatismus und Terrorismusbekämpfung geschickt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Seine komplexe, tiefgründige Geschichte kreist um die Schicksale sehr unterschiedlicher Menschen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen, mit inneren Konflikten zu kämpfen haben oder in persönlichen oder beruflichen Problemen gefangen sind. Ob nun der Weinjournalist Jakob und seine Freundin, die Sozialarbeiterin Julia, mitten in ihrer Beziehungskrise, Kriminalhauptkommissar Frank Konopke und sein Team der AG Gefährdungsbewertung, deren Arbeit zur Terrorismusabwehr durch undurchsichtige Vorgaben und suspekte Aktionen von ganz oben behindert werden oder schließlich die beiden tunesischen Flüchtlinge Eymen und Ahmed, deren Leben in Deutschland eine ganz unterschiedliche Richtung nimmt - ein jeder von ihnen wird vor folgenschwere Entscheidungen gestellt, deren Tragweite sie kaum abschätzen können, und bei denen es keinen optimalen Ausweg zu geben scheint.
Manfred Rumpl hat seinen Roman in verschiedenen Handlungssträngen, auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wechselnden Schauplätzen in Tunesien und Berlin angelegt. Die raschen Perspektivwechsel und die verschachtelte Erzählweise fordern dem Leser daher auch einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken ab, bauen aber auch rasch Spannung auf.
Im geschickt verwobenen Handlungsgeflecht begleiten wir die unterschiedlichen Charaktere, die meist völlig unabhängig voneinander agieren und deren Wege sich oftmals zufällig kreuzen. Sehr fesselnd ist es, aus den sich abwechselnden Perspektiven mitzuverfolgen, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, das Schicksal seinen Lauf nimmt und schließlich an einem verhängnisvollen Tag im Dezember 2016 in einem hochdramatischen Finale gipfelt.
Sehr anschaulich zeigt Rumpl am Beispiel der beiden jungen tunesischen Migranten auf, wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen können. Während Ahmed seinen Traum verwirklichen kann und sich um Integration bemüht, erleben wir beim streitlustigen, gewaltbereiten, zutiefst gespaltenen und labilen Eymen mit, wie leicht er in die Fänge ominöser religiöser Prediger gerät, sich manipulieren und radikalisieren lässt. Schon bald fallen im Roman deutliche Parallelen zur Realität auf, die Erinnerungen an den Fall des Attentäters Anis Amri, wecken, seinen brutalen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Jahr 2016, das fatale Versagen der Ermittlungsbehörden und den später aufgedeckten, fragwürdigen Umgang mit Informanten aus dem salafistischen Milieu. Mit diesem beklemmenden Hintergrund gewinnt der Roman noch an Tiefe und Nachdruck.
Sehr vielschichtig und lebensecht zeichnet Rumpl seine unterschiedlichen Charaktere. Einfühlsam umreißt er ihre persönlichen Geschichten und gibt uns aufschlussreiche Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, so dass man sich gut in ihre Beweggründe hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen kann.
Der ruhige, angenehme Schreibstil des Autors und seine anspruchsvolle Handlungsführung haben mir sehr gut gefallen. Rumpl gelingt es hervorragend, Geschehnisse auch ohne viele Worte zu umreißen und Stimmungen mit viel Feingefühl einzufangen, so dass man die Szenerie sich gut vorstellen kann.
Das dramatische, offene Ende des Romans kommt zunächst sehr überraschend, bildet aber einen für meinen Geschmack passenden Ausklang der Geschichte und regt zum Nachdenken an.

FAZIT

Ein fesselnder Roman mit einer tiefgründigen und vielschichtigen Geschichte, die sehr nachdenklich stimmt und noch lange nachklingt!