Tiefgehend und anstrengend

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sina2608 Avatar

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Manfred Rumpl hat mit „Schwarzer Jasmin“ einen sehr tiefgehenden und vielschichtigen Roman geschrieben, den ich aufgrund der herrschenden Spannung, fast in das Thriller Genre sortieren würde.
Zum einen haben wir einen jungen tunesischen Flüchtling, Eymen. Eymen kam bereits in seiner Heimat immer wieder mit dem Gesetz in Konflikte und ist auch nach seiner Flucht hin- und hergerissen – zwischen westlichen Verlockungen und religiösen Ansichten, zwischen Integration und Islamismus und befindet sich auf dem Weg zur Radikalisierung.
Dann sind da Jakob und Julia, er Journalist und Weinkenner, sie Sozialarbeiterin, deren Beziehung ins Wanken geraten ist. Julia hat ein Ultimatum gesetzt, damit beide sich darüber klar werden, ob sie noch einen gemeinsamen Weg im Leben haben, oder getrennte Wege gehen werden.
Weiter ist da noch die Polizei, geplagt von Intrigen inmitten der Ermittlungen anstehender Terrorgefahren.
Alle Erzählstränge beginnen recht unabhängig voneinander, sind aber in eine große Geschichte verwoben, die man nach und nach erfährt.
Erzählt wird aus den Sichten der verschiedenen Charaktere und in kurzen Kapiteln.
Das Hauptgeschehen bewegt sich Ende des Jahres 2016, aber Achtung – es wird nicht linear erzählt – dies erfordert viel Aufmerksamkeit beim Lesen.
Das Lesen an sich empfand ich durch die sehr verschiedenen Charaktere, die Rumpl dem Leser präsentiert, aber auch durch die vielen kurzen Kapitel und die Zeitsprünge und nicht zuletzt wegen der schweren Thematik als anstrengend. Nichtsdestotrotz hat mich Rumpl mit seiner Geschichte und Erzählweise einfangen und wirklich an das Buch fesseln können.
Besonders gefallen hat mir die tiefgehende Beschäftigung mit den einzelnen Charakteren, bei denen jeder für sich in seiner eigenen Welt und Denkweise und inmitten von eigenen Problemen steht.
Das Ende des Romans ist ein Finale, mit dem ich persönlich nicht gerechnet habe und das mich auch ein wenig offen zurücklässt – es passt jedoch wunderbar zu dem Gesamten.
Faszinierend finde ich, dass Rumpl all dies auf nur guten 250 Seiten zustande gebracht hat.
„Mir hat es gefallen“ sind nicht die passenden Worte für dieses Buch – aber es ist gut, es gelesen zu haben.