Eine starke Kämpferin mit tiefen Wunden

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valeska Avatar

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Für mich sind erste Sätze im Buch sehr wichtig. Sie fassen mit wenigen Worten die kommende Handlung zusammen, nehmen vorweg, behalten Geheimnisse und machen uns Leser*innen vor allem neugierig. Jasmina Kuhnke startet ihren Debütroman „Schwarzes Herz“ mit den kraftvollen Worten: „Er hat mich gefickt“. Ihr Buch ist ein starker Appell an die gesamte Gesellschaft und hat mich sehr bewegt, wachgerüttelt und beeindruckt.

Kuhnke – die auf Social Media besser bekannt ist als Quattromilf – schreibt unglaublich kraftvoll, ehrlich und schonungslos. Rassismus, toxische Beziehung und Gewalt prägen das Leben der Ich-Erzählerin. „Schwarzes Herz“ ist keine Autobiografie, sondern ein Roman – trotzdem sind Parallelen zwischen der Autorin und der Protagonistin zu erkennen. Laut Kuhnkes Vorwort ist es eine Geschichte, die ihrer ähnelt, die ihre sein könnte. Sie will uns Leser*innen mit ihrem Roman warnen, aber auch ermutigen. Warnen ist hier ein gutes Stichwort – das Buch ist nichts für Zartbesaitete. Körperliche und psychische Gewalt, Sexismus, Misogynie und vor allem Rassismus prägen die 200 Seiten. Die Erzählung zeigen, wie uns Erfahrungen aus der Kindheit auch noch Jahre später begleiten und, was Worte für Wunden hinterlassen.

Die Protagonist ist eine junge Person of Colour, Anfang 20. Sie wächst in den 1990er Jahren im Ruhrgebiet auf. Ihren Vater aus dem Senegal lernt sie nie kennen. Ihre Mutter und ihre Großmutter ziehen das Mädchen groß. Ihr Stiefvater hält sie klein. Keine guten Voraussetzungen, um sich als starke Frau zu fühlen. Unsicher und verletzlich bewegt sie sich durch die Welt. Als Teenager entdeckt sie die Rap-Musik für dich. Sie gibt ihr Halt. Endlich waren da Kinder wie sie, die über das sprechen, was auch sie bewegt. Im Alltag erlebt sie Ausgrenzung – in der Schule, aber auch bei kleinen Dingen wie dem passenden Make-Up. Sie fühlt sich leer und glaubt, dass sie der Welt nichts zu bieten hat.

Beeindruckende Zeilen, die man gelesen haben muss. Ich bin beeindruckt und hoffe, dass Jasmina Kuhnke noch mehr schreibt.