Zu oft Realität

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Jasmina Kuhnkes „Schwarzes Herz“ erzählt eine Geschichte, die so roh, so brutal und so wahr ist, dass sie nur schmerzen kann und zum Glück bereitet eine Triggerwarnung die Leser*innen darauf vor. Die schwarze Ich-Erzählerin hatte keinen leichten Start ins Leben. Sie wurde nie so akzeptiert wie sie ist, weil sie schwarz ist. Sie erfährt von überall Hass, selbst in der Familie, in der sie sich doch sicher und richtig fühlen sollte. Das Einzige, das ihr ein bisschen Stärke verleiht, muss sie aufgeben, weil ihr Körper nicht mehr mitspielt. Ohne Selbstwertgefühl gerät sie in Beziehungen, die einfach schrecklich sind, die sie fast zerstören und wo Gewalt und Angst an der Tagesordnung sind.
Dieses Buch ist ein Tritt in die Magengrube. Es tut weh und ich konnte es nicht in einem Rutsch lesen, obwohl es „nur“ 205 Seiten sind. Ich musste immer wieder Pausen machen. Weil ich diese Ungerechtigkeiten, die einem Kind, einem jungen Mädchen, einer Frau, einer Mutter widerfahren sind, nicht ertragen konnte. Es war eine kluge Entscheidung, die Kapitel kurz zu halten. Dieses Buch zeigt, wie privilegiert weiße Menschen sind, welche Konsequenzen aus Rassismus wachsen und zwar explizit an ein Menschenleben. Es zeigt, wie tief verwurzelt er ist und welche Ausmaße er bekommt, wenn auch noch Misogynie hinzukommt. Dabei ist nicht nur die Geschichte an sich wichtig, sondern es ist auch wahnsinnig gut geschrieben, in einem Stil, der dazu passt. Es wird nichts beschönigt, aber auch nichts übertrieben, es fühlt sich oft an wie ein Tatsachenbericht.
„Schwarzes Herz“ hat mich tief berührt und ich bin froh, dass Jasmina Kuhnke diesen Roman geschrieben hat, der in vielen Städten, in viele Familien, Realität ist. Ich hoffe, dass viele Menschen ihn lesen und dass er Augen und Ohren öffnet, damit sie etwas tut.