Faszinierend

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Amira Ben Saouds Debütroman Schweben ist eine faszinierende literarische Reise in eine Welt, die gleichermaßen entrückt wie beklemmend wirkt. Die namenlose Protagonistin lebt in einer abgeschotteten Siedlung, in der Gewalt und Klimawandel der Vergangenheit anzugehören scheinen. Doch die scheinbare Ruhe ist trügerisch – unter der Oberfläche lauert eine tiefe existenzielle Unruhe.

Die Idee, dass die Hauptfigur ihr Geld damit verdient, verstorbene Frauen für deren Angehörige nachzuahmen, verleiht dem Roman eine verstörende, aber zugleich hochspannende Dimension. Die Grenzen zwischen Identität und Inszenierung verschwimmen zunehmend, besonders als sie in die Rolle einer gewissen Emma schlüpft. Wer ist sie wirklich? Und was bedeuten die mysteriösen Veränderungen in ihrer Umgebung? Ben Saoud spielt meisterhaft mit diesen Fragen und erzeugt eine beklemmende Atmosphäre, die den Leser in ihren Bann zieht.

Stilistisch überzeugt der Roman durch seine dichte, fast hypnotische Sprache. Die Autorin versteht es, mit präzisen Beobachtungen und einem feinen Gespür für Stimmungen eine schwebende, traumartige Erzählweise zu erschaffen, die perfekt zum Inhalt passt. Die Geschichte entfaltet sich in einem langsamen, aber fesselnden Rhythmus, der zum Nachdenken anregt, ohne sich in Erklärungen zu verlieren.

Schweben ist weit mehr als eine dystopische Erzählung. Es ist ein tiefgründiges Werk über Identität, Verlust und die Frage, wie viel von uns selbst gespielt ist. Amira Ben Saoud gelingt es, philosophische Themen in eine ungewöhnliche und atmosphärisch dichte Geschichte zu verweben, die lange nachhallt. Ein beeindruckendes Debüt, das Leser*innen auf besondere Weise herausfordert und berührt.