Eindringliche Lebensgeschichte

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sabine Avatar

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Hanna Krause wird kurz vor dem ersten Weltkrieg in Magdeburg geboren und ist mit vier Jahren eine Waise. Sie wächst bei Ihrer hartherzigen Halbschwester Rose auf, und lernt bei ihr das Blumenbinden, das zu ihrer großen Leidenschaft werden soll.

Hanna heiratet früh, bekommt sechs Kinder und muss die Familie allein ernähren, weil ihr arbeitsloser Mann trinkt. Nur ein paar Jahre kann sie ihren eigenen Blumenladen halten, dann zerstört der 2. Weltkrieg ihre Lebensgrundlage, sie verliert im Bombenhagel zwei ihrer Kinder und ihr gesamtes Hab und Gut. Nach Kriegsende lässt Hanna sich zur Kranführerin ausbilden und legt auf einem Grünstreifen des Fabrikgeländes heimlich ein Blumenbeet an.

Hannas Leben ist geprägt von Armut, harter Arbeit, Gewalt, Verlusten, Angst, Schmerzen, doch sie jammert nicht und gibt nicht auf. Und immer wieder sind es Blumen, die ihr Kraft und Freude schenken.

Wie sie sich und ihre Familie durchbringt, das schildert Annett Gröscher in präziser, sachlicher Sprache. Die Nüchternheit des Schreibstils steht dabei nicht im Gegensatz zu den teils dramatischen Ereignissen. Interessanterweise verstärkt er sogar den Eindruck noch. Mir hat es beim Lesen ein paar Mal die Kehle zugeschnürt, so nah war ich gedanklich in den geschilderten Szenen.

Annett Gröscher holt mit diesem Buch Millionen Frauen, deren Leben so oder so ähnlich verlaufen ist, aus dem Schatten und gibt ihnen eine Stimme. Ich empfehle es gern weiter.