Hanna liebt Blumen

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manjula Avatar

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Ein ruhiges Buch legt Annett Gröschner hier vor. Ein Buch über ein typisches und auch nicht nur typisches Frauenleben in den 1930er bis 1990er Jahren. Typisch an Hanna ist, dass sie sich als Mädchen aus kleinen Verhältnissen durchschlagen muss, viel Arbeit, Sorge und Härten erlebt, sechs Kinder zur Welt bringt und noch öfter schwanger wird, ohne das zu wollen. Ihre Schwestern konnten sich ihre Leben etwas dadurch erleichtern, dass sie Ehemänner wählten, die ihnen einen sozialen Aufstieg ermöglichten. Hanna wurde direkt nach der ersten gemeinsamen Nacht mit ihrem Verehrer Karl schwanger, deshalb mussten die beiden heiraten. Und Karl verlor schon kurz nach der Heirat seine Arbeit - die wirtschaftlich schwierigen 30er Jahre. Auch politisch schwierig ist die Zeit - aber da versucht Hanna sich durchzulavieren, den Mund zu halten, möglichst nicht aufzufallen. Wie auch später in der DDR und nach dem Mauerfall.
Der womöglich untypischer erscheinende Teil von Hannas Leben hängt damit zusammen, dass sie zunächst aufgrund Karls Arbeitslosigkeit, später weil Karl ein Bein verliert, den Lebensunterhalt der Familie sichern muss. Untypisch erscheint das allerdings nur, wenn das 50er-60er-Jahre-Westdeutschland als Maßstab genommen wird.
Zuerst hilft Hanna ihre Liebe zu Blumen - und dass sie ein Händchen dafür hat, außergewöhnliche Sträuße zu entwerfen. Sie führt ihren eigenen Blumenladen. Später muss sie als Putzfrau arbeiten, bevor sie letztlich Kranführerin werden kann.
Die Liebe zu Blumen zieht sich durchs Buch. Auch indem alle Kapitel Blumen (und Tieren) aus einem Gemälde von Bosschaert zugeordnet sind.
Hannas Geschichte ist nicht spektakulär, aber interessant. Annett Gröschner legt also ein ruhiges Buch vor - aber absolut kein langweiliges.