2 Schwestern, 2 Perspektiven, 1 Todesfall

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tipperin Avatar

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Einen Tag vor Heiligabend fährt Esther den beschwerlichen Weg durch den Wald zu dem einsam gelegenen und luxuriösen Haus ihrer Schwester Sue. Sie sorgt sich um ihre Schwester, da diese nach der Scheidung einen labilen Eindruck macht und das Weihnachtsfest lieber allein verbringen möchte als mit der Familie von Esther. Dort angekommen ist Sue sehr abweisend und Esther kann vor lauter Sorge irgendwie nicht so schnell nach Hause fahren, wie sie es geplant hatte. Dann setzt auch noch ein Schneesturm ein und man ahnt, dass etwas Schlimmes passieren wird – spätestens, als die beiden Schwestern bei einem Glas Wein mal ganz unverblümt miteinander reden.

Stil, Machart, Meinung

In diesem Psychothriller geht es vor allem um die beiden Schwestern, deren Vergangenheit (besonders in der Kindheit und vor einem Jahr an Weihnachten) und deren Wahrnehmung. Denn die beiden Schwestern erzählen dem Lehrer beide abwechselnd die Geschichte aus ihrer Perspektive – und sind beide nicht so ganz zuverlässig in ihrem Bericht. Ich muss auch sagen, dass ich oft mit meinen Sympathien für die beiden Schwestern und auch mit deren Motiven haderte – so war es sicher von der Autorin beabsichtigt. Der erste Eindruck täuscht, es steckt so viel mehr hinter der Fassade und es gibt einige Überraschungen.

Zunächst kam ich recht schleppend rein und legte das Buch meist schnell wieder zur Seite. Die Idee fand ich von Anfang an super, aber das ganze zog sich für mich doch irgendwie zäh hin. Die düstere Vorahnung schlimmer zukünftiger Ereignisse jedoch hielt mich dann doch bei der Stange.

So sehr ich die Geschichte anfangs zu langsam und detailverliebt fand, so vielschichtiger wurde sie zum Ende hin. Die abwechselnden Perspektiven der beiden Schwestern (und später auch dem Mann der einen Schwester) zeichnen ein immer deutlicheres Bild aller Beteiligten, Sympathien verschieben- und Dinge erklären sich. Und genau dadurch war das dramatische Finale des Thrillers dann auch so gut. Es haben nicht alle überlebt.


Fazit

Anfangs habe ich eher gelangweilt die Seiten umgeblättert, irgendwann wurde es dann ganz interessant und überraschend und das Ende war super. Gut Ding will Weile haben. Ein Psychothriller, der aus dem Rahmen fällt, gleichzeitig aber alle Kriterien erfüllt. Die Machart hat mir sehr gut gefallen und ich vergebe 4 Sterne. Gleich nach der letzten Seite hätte ich wahrscheinlich 5 Sterne springen lassen, aber man muss dann doch sehen wie schwerfällig alles in die Gänge kam.