Gefährliche Schwester

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Zwei Schwestern, Esther und Sue, treffen sich am Tag vor Heiligabend in einem großen einsamen Haus im Wald. Eigentlich soll das Treffen nur kurz dauern, aber dies wird nicht passieren. Denn Dinge werden offenbart, die beide versuchten geheim zu halten.

Worum geht es wirklich?
Macht, Unverständnis und Lügen.

Lesenswert?
Definitiv, ein tolles Buch! So fesselnd, dass man es in einem Rutsch lesen muss. Beängstigend, still und voller Boshaftigkeit. Man begleitet die beiden Schwestern Esther und Sue bei ihrem Treffen vor Heiligabend. Esther ist Mutter von zwei Kindern und verheiratet. Sue hingegen lebt getrennt in einem großen einsamen Haus im Wald, umgeben von Tannen, während der Schnee fällt und nahezu keine Möglichkeit besteht, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Dort treffen sie sich, nachdem das letzte Weihnachten schon sehr schwierig gewesen ist. Esther möchte ihrer labilen Schwester helfen, sie umsorgen. Sue kann ihre übergriffige Schwester nicht ausstehen und wünscht, dass die endlich geht.
Abwechselnd erfährt man aus der Sicht beider Frauen, wie sie das Miteinander empfinden, wie sie sich zur Wehr setzen. Dann spielt plötzlich ein großes Messer eine Rolle und der eigentliche Plan ist hinfällig.
Merchant erzeugt eine sehr dichte Spannung auf geballtem Raum, nur die beiden Schwestern. Die eine hat etwas zu verbergen. Was sind die Beweggründe der anderen? Oft weiß man nicht, woran man gerade ist. Was ist objektiv richtig? Wer lügt? Wer hat eine falsche Sicht auf die Dinge? Was ist letztes Weihnachten passiert?
Beide Protagonistinnen sind toll aufgebaut und irgendwann entscheidet man sich für eine Seite, der man Glauben schenken wird.
Die Stimmung und das Haus im Wald sind beklemmend, die beiden sind unter sich und ein einfaches Entkommen ist nicht möglich. Dennoch gibt es in all den Erzählungen auch einige schöne Situationen, die Merchant wunderbar lebendig beschreibt, sodass man die Feststimmung fühlen kann und den Duft von Weihnachten in der Nase hat.
Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden, weil er nicht im Vordergrund steht, sondern Spannungsaufbau und zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger sind.
Die Handlung als Ganzes betrachtet ist in sich stimmig und mit immer wieder neuen Wendungen und Erkenntnissen, die zum Weiterlesen locken. Andeutungen werden zu einem späteren Zeitpunkt aufgeklärt. Die Autorin versteht es sehr gut, den*die Leser*in auf eine äußerst spannende Lesereise mitzunehmen, bei dem selbst das Ende noch Überraschungen bereit hält!