Liebe in ihrer Extremform

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Das Cover finde ich schon mal grandios: weiß wie der Schnee, der gegen Ende des Buches fällt, die Vögel und die schwarzen Bäume symboliseiren die Ruhe, die Sue sucht, die Wurzeln stehen für die Familie, die einem eigentlich Halt geben soll. Und dazu ein markantes Rot: Dramatik pur. Ein besonderes Lob für den Grafiker!

Dazu ein haarsträubendes - und das meine ich wörtlich - Psychodrama. Eigentlich geht ja alles harmlos an: wie in vielen Familien bereitet sich Esther mit ihren Lieben auf Weihnachten vor. Alles soll perfekt sein, der Baum , die Geschenke, das Essen. Das macht schon mal Druck, doch dann steht auch noch ein Besuch bei ihrer Schwester Sue an, den Esther damit begründet, dass diese allein in einem großen Haus im Wald lebt und psychisch labil ist. Ein Besuch von Sue bei ihrer Schwester und deren Familie endete wohl ziemlich ungut, so dass sich Esther verpflichtet fühlt , dieses Jahr vor dem Fest vorbeizuschauen.
Und auch dem Leser suggeriert diese Begegnung, dass mit Sue wohl einiges nicht stimmt. Sie verbarrikadiert sich in ihrem Haus, scheint krank , in sich gekehrt. Esther kümmert sich als große Schwester besorgt, ihre Gedanken werden in den einzelnen Kapiteln glaubhaft dargestellt, da würden wir doch alle versuchen, Sue aus ihrem Elend zu holen, oder ? Nach ein paar Kapiteln ändert sich die Waagschale, denn auch Sue beschreibt, wie sie das Verhalten ihrer wohl doch überbesorgten Schwester empfindet. Da hat sich wohl seit Kindheitstagen einiges angestaut, die Perspektive ändert sich und wir werden Teilnehmer eines unglaublich raffiniert aufgebauten Kammerspiels. Es gibt kaum Mitwirkende, hauptsächlich Familienmitglieder. Bis zuum Ende weiß man nicht, wo, in welcher Stadt oder wo auf dem Land das Buch spielt. Und das ist auch nicht nötig, denn die Geschichte ist absolut unabhängig von einem Ort.
Von Kapitel zu Kapitel habe ich mich immer mehr gefragt, wer denn nun der psychisch Kranke ist und konnte mich lange nicht entscheiden. Eine Abwärtsspirale wird in Gang gesetzt, als Leser fühle ich, dass es mit einem Knall enden muss, aber in welcher Form und wann wird immer wieder getwistet, immer wieder kommen neue Elemente dazu, die die Spannung hochtreiben. Noch dazu heißt es im Klappentext, dass eine der beiden zum Messer greift. Wer verliert die Nerven in diesem nervenaufreibenden Krimi ? Dazu die Schreibweise , so steril wie das Haus und die Umgebung, ohne Schnörkel, ein Pageturner der allerbesten Art !!