Schwesterlicher Guerilla-Kampf

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girasole Avatar

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Schauplatz ist der 23.12. in der 10-Zimmer-Villa von Sue. Sie wird von ihr alleine bewohnt, nachdem ihre Ehe zerbrochen ist und sie ungewollt kinderlos geblieben ist. Sue hat alles Überflüssige an Klamotten, Deko etc. aus ihrem Leben verbannt. Gerade ist ein Schneesturm im Anzug und hier draußen in der Einsamkeit gibt es keine stabil funktionierende Netzverbindung. Nachdem das letzte Weihnachtsfest in einem Disaster geendet hat, macht sich die ältere Schwester Esther Sorgen um die labile Sue und kommt unangekündigt zu Besuch, um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu bringen. Martin, Esthers Ehemann, und die Kinder sind zu Hause in der Stadt geblieben, dort sind die Weihnachtsvorbereitungen in vollem Gange.

Dieses, ich würde sagen, Kammerspiel wird durch drei Personen geprägt, die jeweils aus ihrer Perspektive erzählen - die Schwestern Esther und Sue, sowie Martin.

Esther, die Ältere, hatte in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis, über das nie gesprochen wurde. Daraus resultiert in dominantes, ständig beschützendes, kontrollierendes, manipulatives und bevormundendes Wesen. Sie übernimmt bei allem die Führung. Das bekommen die Schwester, der Ehemann und die Kinder zu spüren. Sue, die Jüngere, hat Zeit ihres Lebens darunter gelitten und hatte es dadurch sehr schwer, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sie erzählt für den Leser über die kleinen Gemeinheiten, die sie sich ausgedacht hat, um ihre Schwester zu ärgern. Von der Mutter wurde Sue allerdings verhätschelt. Sie müßte regelmäßig Psychopharmaka nehmen, deren Einnahme Esther allerdings bezweifelt. Martin, Esthers Ehemann, weiß, daß diese Ehe ein Fehler war, denn auch er wird von seiner Frau kontrolliert, vor allem was seinen Alkoholkonsum betrifft.


Sehr spannend und fesselnd wird dieser Tag beschrieben. Die Atmosphäre des Schneesturms, die Einsamkeit des Hauses und das nicht konstant funktionierende Telefon befeuern die bevorstehende Bedrohung und Eskalation. Tja, und auf den ungewohnten Alkoholkonsum der Schwestern und die sehr offenen Worte folgte der Eklat mit einem Ausgang, den ich natürlich keinesfalls verraten werde, nur soviel – es überleben nicht alle diesen Tag.

Die Figuren wurden sehr detailliert charakterisiert, im Laufe der Geschichte versteht man die einzelnen Personen und ihre Handlungen immer besser und kann sie nachvollziehen. Das Ende bringt jedoch nochmals eine völlig überraschende Wende.

Von mir bekommt dieser Pageturner auf jeden Fall eine Leseempfehlung!