Weihnachten in Familie...

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fohlenandy Avatar

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Esther lebt ein turbulentes Familienleben in der Stadt, ihre Schwester Sue - frisch geschieden - ein selbstgewählt einsames Leben mitten im abgeschiedenen Wald in einem riesigen Haus, das ihr ihr Ex-Mann überlassen hat.

Esther plagen Gewissensbisse, da sie ihre Schwester seit einem Jahr nicht mehr besucht hat und will ihr wenigstens kurz vor Weihnachten ein Buch und eine Flasche Wein vorbeibringen und nimmt den Weg in den Wald auf sich.

Beiden ist nicht wohl bei der Begegnung. Abwechselnd wird aus der jeweiligen Sicht der Anderen geschrieben, was natürlich auch eine unterschiedliche Bewertung der gleichen Situation zur Folge hat.

Man merkt recht schnell, wie die toxische Beziehung greifbarer wird und die Anspannung zunimmt. Beide können sich nicht vorstellen, dass die jeweils andere ihren Lebensentwurf genießt und so ganz nehme ich es ihnen auch nicht ab. Die Stimmung wird immer gereizter und der Schreibstil weiß das auch zu vermitteln. Man bekommt förmlich selbst einen Kloß im Hals, je länger man der Begegnung beiwohnt.

Später kommt noch die Sichtweise von Esther's Mann hinzu und noch eine Vierte. Insgesamt spitzt sich das Ganze scheibchenweise zu und dem Leser wird es schwer gemacht, für irgendjemanden Partei ergreifen zu wollen. Mehr noch - so richtig sympathisch ist da keiner und man weiß nicht, wem man glauben soll, auch wenn Flashbacks in die Vergangenheit Aufklärung versprechen...

Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen und kaum weglegen können, da es flüssig geschrieben ist und man selbst auf die Spur kommen möchte. Die Twists sind geschickt eingebaut, aber es ist meist klar, dass es DAS jetzt nicht gewesen sein kann - zumindest das war dann auch vorhersehbar. Ein guter, unterhaltsamer Psychothriller, der mit den richtigen Darstellern verfilmt ein tolles Kammerspiel abgeben könnte!