Irgendwie nicht das, was ich erwartet habe...

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Die ambitionierte Neu-Juristin Emelie und der Ex-Knacki Teddy arbeiten beide für die gleiche renomierte Anwaltskanzlei - während die eine wichtige Klienten bezüglich Geldgeschäften berät und das geltene Recht Schwedens vertritt, wühlt der andere im Graubereich des selbigen herum, um nach Hinterlassenschaften dubioser Praktiken zu suchen und diese für die Rechtschaffenden zum finalen Ausschlachten bereit zu legen. Teddy hat vor seinem Job bei den Rechtsverdrehern 8 Jahre im Gefängnis eingesessen, verurteilt, weil er an der Entführung von Mats Emanuelsson beteiligt gewesen ist - jetzt, Jahre nach Mats Tod, soll Emelie seinen Sohn Benjamin verteidigen, der schwerstverletzt im Krankenhaus liegt, sich kaum oder gar nicht verständigen kann und unter Mordverdacht steht. Aber, wer ist der Tote und warum wird ausgerechnet Emelie in einer Strafsache verlangt, wo sie sich doch ein absoluter Frischling auf dem Anwaltparkett ist? Gemeinsam mit Teddy macht sie sich auf eigene Faust auf Spurensuche und bemerkt bald, dass die Vergangenheit von Benjamins Vater immer noch sehr aktuell und einiger seiner damaligen Kumpel aus dieser Zeit, noch sehr aktiv sind...

Schweden- bzw. Skandinavien-Thriller sind ja momentan der Renner schlechthin, die schroffe Landschaft und die oftmals anscheinend unterkühlte Art der Bewohner scheint ein großes Publikum anzusprechen - woran liegt das und ist das immer gerechtfertigt oder Garant für eine tolle Geschichte? In diesem Fall ist der Autor ein wirklicher Fachmann, laut Klappentext einer der angesehensten Strafverteidiger Schwedens , man merkt, dass Jens Lapidus viele Details aus dem Kern heraus erzählt, den Leser in eine Welt eintauchen lässt, die nicht jedem vertraut sein dürfte und einen manchmal echt sprach- und ratlos zurücklässt. Allerdings können so viele Details und einige sprachliche Ausrichtungen auf insgesamt 637 Seiten (u.a. Jugendsprache) verschiedener Protagonisten auch schnell nerv-verwirren oder das Gesagte nicht klar rüberkommen lassen, manches wirkt irgendwie aufgesetzt, dabei liest sich das Buch eigentlich recht flüssig und ich hatte gehofft, einer rasanten Story beizuwohnen. Auch jetzt, nachdem ich das Buch bereits seit ca. 2 Wochen ausgelesen habe, fällt mir eine Rezension nicht leicht, denn insgesamt ist das Buch zwar ganz gut zu lesen, die Story hat spannende Passagen und trotzdem war´s zwischendurch manches mal richtig zäh - der Wechsel zwischen der aktuellen Handlung und die Vernehmungsprotokolle von Mats (die sich durchaus interessant durch die diversen dreckigen Geschäfte und Machenschaften der Jugo-Mafia gelesen lassen) aus der Vergangenheit, lassen Anfangs nicht klar erkennen, wohin die Reise gehen soll. Angefeuert wurde das zudem auch durch eine ganze Menge an Protagonisten, die auf Nebenschauplätzen aufgetaucht, aber nicht immer sehr tief mit in die Handlung einbezogen worden sind. Auch Emelie, die Hauptprotagonistin, war mir den Großteil des Buchs total unsympathisch und wirkte meist verplant, erst zum Ende hin, bekam sie soetwas wie "ein Gesicht". Teddy war für mich von Beginn an irgendwie der "rote Faden" und trotz seiner Vergangenheit ein "angenehmer" Typ, der eigentlich mit seiner Vergangenheit abschließen möchte.

Unterm Strich zwar eine solide Story, die allerdings durch zu viele Handlungsstränge unnötig in die Länge gezogen daher kommt und dadurch leider einiges an Spannung verliert. Schade, aber nicht zu ändern und so vergebe ich heute leider nur 3 Sterne.