Leider nur eine Einführung

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yoshi94 Avatar

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Viel von einem Thriller ist in "Schweigepflicht" leider nicht drin, höchstens gegen Ende fünfzig Seiten. Die haben es dann in sich, nur den Rest über fließt die Handlung gemütlich vor sich hin. Es ist nicht langweilig, nur Spannung, die einem dazu animiert weiter zu lesen kommt nicht auf.

Das größte Problem des Buches ist, dass es zu viel möchte und sich in seiner Komplexität verliert. Zu Beginn gibt es drei Handlungsstränge, die nur leichte Berührungspunkte durch die Anwältin Emelie haben. Das Zentrum des Falls dagegen ist Teddy. Die Beziehung zwischen den beiden und generell die Figuren sind eher blass. Sie bleiben auf der Strecke neben der eher komplexen Handlung. Denn dort sollte man aufpassen, um einen Überblick zwischen den Zusammenhängen zu behalten. Durch die Überforderung am Anfang habe ich nach ein paar hundert Seiten den Spaß verloren noch mitzuraten und durchblicken zu wollen, sodass ich einfach abgewartet habe was passiert. Das funktioniert auch, macht das Leseerlebnis aber eher anstrengend.

Vor allem mit dem Ende bin ich der Meinung, dass sich die ganzen 600+ Seiten eher wie eine Einführung lesen. Der Fall wird insofern gelöst, dass Emelie ihren Job als Verteidigerin meistert, trotzdem bleiben viele Fragen offen.
Alles in allem bin ich eher enttäuscht, denn all das was ich mir erhofft habe (komplexe und abgeschlossene Handlung, interessante Charaktere) wurde nicht oder nur ansatzweise erfüllt. Nach dem Lesen war ich erst einmal froh das Buch endlich geschafft zu haben und in gewisser Weise bin ich auch erschöpft. An einer Fortsetzung bin ich nur bedingt interessiert.