Sehr gelungener Auftakt!

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sir.gerry.liest Avatar

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Mit 'Schweigepflicht stellt Jens Lapidus einen hervorragenden Thriller vor.

Ein Mann wird ermordet aufgefunden, in der Nähe findet man Benjamin Emanuelson bewußtlos in einem Auto,  er wird des Mordes verdächtigt und beauftragt die frisch gewordene Anwältin Emilie Jansson. Ihr zur Seite steht Teddy, ein Ex-Knackie. Dieser hatte vor Jahren Benjamins Vater Mats entführt und 8 Jahre im Gefängnis gesessen. Emilie und Teddy versuchen, die Unschuld von Mats zu beweisen und geraten bei ihren Ermittlungen selbst in Gefahr.

Jens Lapidus hat einen sehr umfangreichen und sehr komplexen Plot abgeliefert. Es gibt viele parallel verlaufende Handlungsstränge, die scheinbar nicht zusammengehören. Aber wenn man ja bereits zu Beginn alles erahnte, wäre das ja nicht lesenswert. Alles wird später logisch zusammengeführt. Unterbrochen wird die Story durch in der Vergangenheit liegende Vernehmungsprotokolle, in denen Benjamin's Vater Mats seine kriminellen Verstrickungen in der Stockholmer Unterwelt widergibt. Diese erhellen und bereiten die einzelnen Kapitel auf. Das finde ich sehr gelungen. Auf über 600 Seiten     wird so eine athmosphärisch dichte und tief gehende Geschichte aus den Bereichen Korruption, Betrug, Spielsucht, Bandenkriege, Kinderpornographie u.a. erzählt. Und dass dem so ist, ist dem Autor zu verdanken, der in Schweden ein anerkannter und bekannter Strafverteidiger ist und seine Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Thriller eindrucksvoll widergibt.

Mit Emilie und Teddy hat Lapidus zwei gegensätzlich und doch sich ergänzende Charaktere geschaffen, die vielschichtig und interessant sind.  Ihre jeweiligen Lebensgeschichten könnten nicht gegensätzlicher gewesen sein. Daneben taucht aber auch noch der Neffe von Teddy auf, Nikola. Ein junger Bursche, der nicht so recht in die kriminelle Szene passt. Seine Sprache und sein Lebenswandel werden gut dargestellt.

Der Schreibstil ist absolut klasse. Ich habe selten   so schnell und begierig die Seiten gelesen. Dabei hat es mich überhaupt nicht gestört, wie er die Sprache zwischen den einzelen Personen wechselt. Während er Emilie sachlich strukturiert sprechen lässt, verwendet er bei Nikolas eine andere, derbere, den Sprachgewohnheiten jüngerer Menschen angepasste Sprache. Das finde ich besonders gut. Daher kann ich nur wiederholen, was auf der Rückseite des Buches steht, dass die von Lapidus verwendete Sprache genial ist.

Lapidus kritisiert hier das schwedische Rechtssystem und lässt Emilie später eindrucksvoll ein Statement abgeben.

Insgesamt ein sehr kurzweiliger höchst unterhaltsamer Thriller.