Zu verzweigt, zu lang und zu langatmig.

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
ronjalein Avatar

Von

Ein Mord an einem nicht zu identifizierenden Opfer. Benjamin, ein bewusstloser junger Mann als Verdächtiger. Emilie, eine junge aufstrebende und beruflich völlig überlastete Anwältin. Teddy, ein Ex-Knacki, Ex-Mitglied der jugoslawischen Mafia, der einst den Vater des Verdächtigen entführt hatte und jetzt als Privat-Ermittler für die Kanzlei der frischgebackenen Anwältin arbeitet. Mats, der Vater des Verdächtigen, ehemaliges Entführungsopfer, spielsüchtig mit engen Kontakten zur jugoslawischen Mafia, Selbstmörder. Nikola, Neffe von Teddy und ebenfalls in der Jugo-Mafia aktiv. Dazu konkurrierende Verbrechersyndikate, Drogenhandel, korrupte Polizisten, Wirtschaftskriminelle, Kinderschänder, Waffenhändler, ein offenbar überfordertes Justizsystem und diverse Familienmitglieder der handelnden Personen.

Kling verwirrend? Ist es auch.
Der Start ins Buch war spannend und vielversprechend. Doch nach und nach verliert sich der Autor in viel zu viele Handlungsstränge und füllt diese mit unnötigen Nebensächlichkeiten. Er kommt „vom Hundertsten ins Tausendste“, wie man so schön sagt. Hier trifft es zu.
Dazu wird die Handlung immer unübersichtlicher. Herr Lapidus packt einfach viel zu viel hinein, in seinen Roman. Für mich als Leser wurde es darum sehr schnell, sehr langweilig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so durch ein Buch gequält, wie durch dieses. Mehr als einmal hätte ich am liebsten ganz aufgehört, aber da ich das Buch im Austausch gegen eine Rezension erhalten habe, habe ich durchgehalten, wenn ich auch im letzten Drittel vieles nur überflogen habe. Jeder hat seine Schmerzgrenze.
Das Ende, auch wenn wieder aufmerksam Satz für Satz gelesen, war dann leider eine ebensolche Enttäuschung wie der Rest des Buches. Irgendwie nur lapidar aufgeklärte Handlungsstränge mit einem wirklich unbefriedigendem Ende.

Die Beschreibung versprach Authentizität, Schnelligkeit und Direktheit.
Ersteres mag stimmen. Schnelligkeit? Die hätte ich mir so sehr gewünscht. Und Direktheit? Wenn damit der unerträgliche Slang gemeint ist, der in dem Buch vorherrscht, dann mag auch das stimmen.
Die Sprache war für mich übrigens genauso schwer zu ertragen, wie diese vielen Verwicklungen und Nebensächlichkeiten. Wer aber auf Sätze und Ausdrücke wie: „classy, stylisch, heftiges People-watching“, „streetsmart“, „Gehirnfrustration. Break down. Gedankenkreisel im Kopf“., „Fette Bullenvibes: überfallen Nikola. Und auch nicht – hier war etwas offenbar richtig verfickt.“ und „Dasselbe Gefühl heute: Spiderman-Einsatz.“, „Stattdessen: Geiseldrama Hollywoodstyle.“ steht, der ist hier richtig. Mir ging das irgendwann auf die Nerven.

Dazu passt noch ein weiteres Zitat aus dem Buch: „Stimmung: beschissen.“ Und zwar bei mir.