Regt zum Nachdenken an

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grizzlybärchen Avatar

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**Inhalt**
In einer Welt, in der schon alles erforscht ist, hat man Unsterblichkeit erreicht. Ab einem bestimmten Alter geht man „über den Berg“ und der Körper wird auf ein bestimmtes Alter zurückgesetzt. Doch ein Leben ohne Tod birgt auch Schwierigkeiten: Wie geht man mit dem Thema Überbevölkerung um? Die Lösung sind die Scythe. Menschen, die andere „nachlesen“ und so für regelmäßige Tode sorgen.
Als Citra und Rowan als Lehrlinge beginnen sollen, sind sie alles andere als begeistert. Jeden Tag Menschen umbringen? Auch wenn es „zum Wohl der Menschheit“ ist? Wollen sie das wirklich?

**Meine Meinung**
Wieder einmal hat Neal Shusterman einen Roman geschaffen, der unglaublich zum Nachdenken anregt. Wer weiß, ob wir nicht selbst einmal in einer nahezu perfekten Welt leben?! Wie würden wir mit solchen moralischen Fragen umgehen, wer sterben muss und wer leben darf? Würden wir jeden Tag aufs Neue diese Entscheidungen fällen wollen?
Vor dieser Wahl stehen Citra und Rowan bevor sie ihre Ausbildung beginnen, doch wenn nicht sie – wer übernimmt dann diese Aufgabe?
Schweren Herzens treten also beide diese Aufgabe an und entwickeln sich im Laufe des Buches ganz unterschiedlich, da sie unterschiedlichen Mentoren unterstellt werden. Jeder Scythe kann sein Handwerk nach eigenem Ermessen durchführen, solange er sich an die 10 Gebote der Scythe hält. Aber wie es sich mit Geboten eben so verhält, sind diese sehr großzügig ausgelegt. Was interpretiert man hinein? Wo ist die Grenze?
Daher folgt das Töten bei jedem Scythe eigenen Regeln. Der Humanen – es geht schnell und derjenige muss möglichst wenig leiden. Oder der Grausame – möglichst spektakulär, möglichst grausam, aber sehr einprägsam, da es jeder Tod verdient hat, in Erinnerung zu bleiben.
Ich fand alle Ansätze sehr interessant und auch nachvollziehbar. Außerdem wurde man so gezwungen, sich selbst mit dem Thema auseinander zu setzen. Was ist moralisch noch vertretbar was nicht mehr?
Wie man sieht, ist der Fokus sehr auf die Moral gelegt, das merkt man auch dem Erzähltempo an. Es ist relativ ruhig gehalten. Actionszenen werden ausgespart, man bekommt eher Szenen der Ausbildung erzählt, man ist aber natürlich auch bei Kämpfen oder Morden dabei.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, eben weil es mal etwas ganz anderes war. Das Thema ist modern, dystopisch, aber trotzdem nicht so weit hergeholt, dass man es als Unglaubwürdig abtun würde. Als Leser wird man zum Nachdenken gebracht und gezwungen, auch vor sich selbst moralische Aspekte abzuklären, das gefiel mir gut, denn dadurch wurde die Geschichte sehr tiefgründig.
Sie ist auf zwei Bände ausgelegt, der zweite Teil wird Mitte 2018 erscheinen.