Viel Potential, aber zu wenig daraus gemacht

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weltenreiserin Avatar

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Leonie Lastella hat mich bereits mit anderen Werken verzaubert, daher habe ich mich sehr über „Unsafe“ gefreut. Das Cover hat mich vollkommen überzeugt, weshalb ich das Buch trotz so mancher Schwächen immer wieder gerne in die Hand genommen habe. Die Farben sehen toll aus und das Gesamtbild passt nicht nur zum Genre, sondern spiegelt für mich auch das Meer wider, welches doch oftmals präsent ist.
Die ersten Kapitel haben mich ebenso begeistert. Nevah wurde mir sofort sympathisch und auch Jax hat mir sehr gefallen. Die Sympathie für die beiden Protagonisten ist im Verlauf des Buches auch keineswegs gesunken, obwohl ich Nevah am Ende gerne öfter mal geschüttelt hätte, da es ja wohl offensichtlich war, dass sie die Wahrheit nicht länger verbergen kann und sie ihm lieber alles sagen sollte (oder gar nicht, aber dann einen Schlussstrich ziehen sollte). Auch Jax hat mich zwischendurch kopfschüttelnd zurückgelassen. Ich meine, die Parallelen zwischen Nevah und dem Instagram-Account waren offensichtlich, aber er hat da wohl einfach ein Auge zu viel zugedrückt. Miller hingegen fand ich einen rundum gelungenen Charakter. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihm am liebsten eine ordentliche Kopfnuss verpassen oder ihn umarmen wollte, aber das ist seine Art mit Nevah umzugehen. Da dies bei mir als Leserin genauso angekommen ist, hat mich gefreut, immerhin kann man nicht jeden Charakter lieben. Auch Blake und die Eltern der beiden Protagonisten fand ich abwechslungsreich und zeigen, dass es dem Buch definitiv nicht an interessanten Personen gefehlt hat.

Wie von der Autorin gewohnt war der moderne Schreibstil angenehm. Die Beschreibungen sind anschaulich, die Gefühle kommen meist gut rüber und lassen die Worte geradezu an einem vorbeifliegen, zumindest wenn genügend Spannung gegeben ist.

Im Hinblick auf die Handlung gilt zu betonen, dass ich die Idee eigentlich super finde. Die Thematisierung von Panikattacken, einem Mysterium an Vergangenheit und der Auseinandersetzung mit der eigenen Familie hörte sich vielversprechend an und erweckte in mir durchwegs die Erwartung, dass da auch so manch ein spannender Moment kommen müsste. Nur, dass einfach keiner kam. Eine irgendwo in der Landschaft rumstehende Person oder ein in der Straße parkendes Auto sind da einfach nicht genug, vor allem weil es dann die nächsten dreißig Seiten wieder nur um Partys, Arbeit, eine viel zu schnell entwickelte Beziehung zwischen Jax und Nevah sowie Uni ging. Dementsprechend zog sich der Mittelteil nach einem gelungenen Einstieg sehr, sodass ich wirklich Mühe hatte, mich durch die Seiten zu quälen. Klar braucht es Raum, um eine Beziehung aufzubauen, obwohl mir Nevahs plötzliche Anerkennung seiner positiven Seiten doch zu schnell kam, aber dennoch wurde mir persönlich zu wenig aus dem vorhandenen Potential gemacht. Auch die Auflösung über Nevahs Vergangenheit am Ende wirkte für mich einfach rasch auf zehn Seiten abgehandelt, ohne dass hier ein wirklich actionreicher Moment auftrat, der mich für die Fortsetzung begeistern könnte. Auch das letzte Kapitel aus Sams Sicht hat mich nicht mehr überzeugen können. Es wirkt einfach so, als habe man zwanghaft versucht, auf den letzten Seiten noch großartig etwas zu bewegen, obwohl davor reichlich Platz dafür gewesen wäre. Das ist für mich leider nicht Reiz genug, um Teil 2 zu lesen, obwohl da ja noch einiges auf Nevah und Miller zuzukommen scheint. Zusammenfassend gilt also festzuhalten, dass die Grundidee interessant ist, die Charaktere Abwechslung bieten, aber das Buch für mich durch einen zähen Mittelteil und ein Ende ohne großartige Überraschung nichts Besonderes und ein durchschnittlicher Liebesroman ist.