Nicht wegschauen sondern mitlachen!
Jessica Thom ist eine absolut bewundernswerte junge Frau, die uns in ihrem Buch "Sechs Millionen Kekse im Jahr" ein ganzes Jahr lang an ihrem Leben mit Tourette teilhaben lässt. In Tagebuch-Form erzählt sie uns von den verschiedensten Situationen in denen ihre "Krankheit" meist im Mittelpunkt steht. Ob motorische Tics oder verbale - als Touretter braucht man viel Geduld, einen Schuss Humor und vor allem eins: sehr gute Freunde. Und die hat Jessica zum Glück auch. So lernen wir die wichtigsten Menschen in ihrem Leben kennen, jedoch erfahren wir nur ihre Spitznamen. Leftwing Idiot, ihr bester Freund, hilft ihr mehr als ein Mal in kritischen Situationen aus der Patsche und auch ihre Schwester Fat Sister (die überhaupt nicht dick ist!) und deren Freund King Russell unterstützen sie in jeder Lebenslage.
Bestimmt hat schon jeder mal etwas über Tourtette gehört und das Bild was am meisten damit assoziiert wird ist vermutlich jemand der wild um sich schlägt und unverständliche Laute oder Schimpfwörter von sich gibt. Das ist natürlich stark vereinfacht aber im Grunde kann man es so auch zusammenfassen. Doch Jessica sagt auch völlig unbewusst ganze Sätze, betet Gebete oder Lieder herunter und gibt absolut unzusammenhängende Dinge wieder, die den Leser mehr als ein Mal zum lachen bringen. Wie dem Titel des Buchs zu entnehmen ist ist einer ihrer Haupttics der Keks. Jessica sagt in der Minute bis zu 16 Mal Keks, hochgerechnet also 6 Millionen Mal im Jahr, was wirklich eine beträchtliche Menge an Keksen ist. Wer soll die bloß alle essen?
Ich habe mich sehr gut amüsiert denn Jessicas verbale Tics sind meistens einfach nur urkomisch. Besonders die Tatsache, dass die Tics ein Eigenleben zu führen scheinen und besonders gerne gegen eine Geranie bei ihrem Freund Leftwing Idiot wettern, macht es einfach unheimlich witzig.
Jessica: "Verpisst euch, Enten"
Leftwing Idiot: "Womit haben sie das verdient?"
Jessica: "Sie haben versagt."
Leftwing Idiot: "Inwiefern?"
Jessica: "Misslungene Flugsaurier."
Die Evolution ist mir ein völliges Rätsel, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Behauptung nicht stimmt.
- Seite 80
Aber zu behaupten, dass Tourette nur zu witzigen Szenen führt, wäre oberflächlich und falsch. Ganz im Gegenteil muss Jessica mit ausgesprochen schwierigen Situationen zurecht kommen und verzweifelt das ein oder andere Mal auch daran. Die alltäglichsten Dinge werden zu einer echten Herausforderung, die eigene Wohnung führt zu unüberwindbaren Hindernissen.
Jessica leidet im Laufe der Zeit zunehmend an einem massiven Bein-Tic der sie auf allen ihren Wegen zum Hinfallen zwingt. Meist kann sie dann auch nicht mehr eigenständig aufstehen und ist immer mehr auf die Hilfe von Freunden und auch von Fremden angewiesen. Diese Abhängigkeit von anderen Menschen fand ich beim Lesen sehr erschreckend und ich habe mir im Vorfeld noch nie Gedanken darüber gemacht. Tourette verband ich bisher immer mit harmloseren Tics. Dass diese jedoch ein "normales" Leben nahezu unmöglich machen können wenn sie ausgeprägter sind, daran habe ich nie gedacht.
Dass Jessica trotz aller Strapazen einen Job mit Kindern ausüben kann finde ich phantastisch und das zeigt in meinen Augen ihren enormen Lebenswillen und ihre Kraft allen Schwierigkeiten entgegenzutreten. Oft wird sie dafür von den Kindern belohnt denn diese verstehen oft viel besser als Erwachsene, wie Tourette funktioniert. Kinder akzeptieren die Tics sehr viel schneller und wenden sich nicht von einem Touretter ab nur weil er sich anders verhält.
Leider kann man das nicht von allen Erwachsenen behaupten. Die meisten ignorieren sie und tun so als würden sie Jessicas Tics nicht sehen - leider tun sie auch manchmal so wenn Jessica sich auf dem Boden windet und nicht mehr aufstehen kann. Viele lachen sie aus, besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln, und einige wenige sind feindselig und versuchen ihr einzureden dass sie sich einfach nicht genug anstrengt oder gar von Dämonen besessen ist.
Jessica Thom schreibt ein Jahr lang all diese teils lustigen teils erschreckenden Situationen nieder und lässt uns daran teilhaben. Oft habe ich geschmunzelt, manchmal laut gelacht, am meisten jedoch habe ich Jessica bewundert. Für ihre Art mit Tourette zu leben, sich selbst immer wieder eigene Hilfsmittel auszudenken und alles zu meistern. Dass sie wortwörtlich jedes Mal wieder aufsteht wenn das Leben sie niederzwingt und dass sie an sich selbst wächst. Ich habe mich gefreut, dass sie ein so tolles Umfeld hat, auf dass sie sich voll verlassen kann und ich habe dazugelernt.
Ich habe gelernt...
...dass ein Lächeln 1000 Mal besser ist als wegzusehen
...dass man niemanden verurteilen darf nur weil er sich anders verhält
...dass ein freundlicher Satz manchmal einen Tag retten kann
...dass man lieber fragen sollte statt sich selbst die Fragen falsch zu beantworten
und nicht zuletzt habe ich gelernt, dass man immer mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich seine Hilfsbereitschaft beibehalten sollte.
Jessica Thom hat es mit ihrem Buch "Sechs Millionen Kekse im Jahr" direkt mitten in mein Herz geschafft und meine Sicht auf die Dinge verändert. Sie hat meine Sensibilität für Tourette geschärft und ich bin mir sicher, dass ich von nun an bei meinem Trainer im Fitnessstudio nicht mehr wegsehen werde wenn er mit den Armen schlackert und seltsame Geräusche macht. Ich werde ihn anlächeln und mich freuen, dass er sich an den Trainingsgeräten nicht verletzt und seinen Job ausüben kann wie jeder andere Mensch auch.
Alles was mir hierzu noch zu sagen bleibt ist: KEKS!
Ich vergebe 5 von 5 Kekse, äh, Sterne.
Bestimmt hat schon jeder mal etwas über Tourtette gehört und das Bild was am meisten damit assoziiert wird ist vermutlich jemand der wild um sich schlägt und unverständliche Laute oder Schimpfwörter von sich gibt. Das ist natürlich stark vereinfacht aber im Grunde kann man es so auch zusammenfassen. Doch Jessica sagt auch völlig unbewusst ganze Sätze, betet Gebete oder Lieder herunter und gibt absolut unzusammenhängende Dinge wieder, die den Leser mehr als ein Mal zum lachen bringen. Wie dem Titel des Buchs zu entnehmen ist ist einer ihrer Haupttics der Keks. Jessica sagt in der Minute bis zu 16 Mal Keks, hochgerechnet also 6 Millionen Mal im Jahr, was wirklich eine beträchtliche Menge an Keksen ist. Wer soll die bloß alle essen?
Ich habe mich sehr gut amüsiert denn Jessicas verbale Tics sind meistens einfach nur urkomisch. Besonders die Tatsache, dass die Tics ein Eigenleben zu führen scheinen und besonders gerne gegen eine Geranie bei ihrem Freund Leftwing Idiot wettern, macht es einfach unheimlich witzig.
Jessica: "Verpisst euch, Enten"
Leftwing Idiot: "Womit haben sie das verdient?"
Jessica: "Sie haben versagt."
Leftwing Idiot: "Inwiefern?"
Jessica: "Misslungene Flugsaurier."
Die Evolution ist mir ein völliges Rätsel, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Behauptung nicht stimmt.
- Seite 80
Aber zu behaupten, dass Tourette nur zu witzigen Szenen führt, wäre oberflächlich und falsch. Ganz im Gegenteil muss Jessica mit ausgesprochen schwierigen Situationen zurecht kommen und verzweifelt das ein oder andere Mal auch daran. Die alltäglichsten Dinge werden zu einer echten Herausforderung, die eigene Wohnung führt zu unüberwindbaren Hindernissen.
Jessica leidet im Laufe der Zeit zunehmend an einem massiven Bein-Tic der sie auf allen ihren Wegen zum Hinfallen zwingt. Meist kann sie dann auch nicht mehr eigenständig aufstehen und ist immer mehr auf die Hilfe von Freunden und auch von Fremden angewiesen. Diese Abhängigkeit von anderen Menschen fand ich beim Lesen sehr erschreckend und ich habe mir im Vorfeld noch nie Gedanken darüber gemacht. Tourette verband ich bisher immer mit harmloseren Tics. Dass diese jedoch ein "normales" Leben nahezu unmöglich machen können wenn sie ausgeprägter sind, daran habe ich nie gedacht.
Dass Jessica trotz aller Strapazen einen Job mit Kindern ausüben kann finde ich phantastisch und das zeigt in meinen Augen ihren enormen Lebenswillen und ihre Kraft allen Schwierigkeiten entgegenzutreten. Oft wird sie dafür von den Kindern belohnt denn diese verstehen oft viel besser als Erwachsene, wie Tourette funktioniert. Kinder akzeptieren die Tics sehr viel schneller und wenden sich nicht von einem Touretter ab nur weil er sich anders verhält.
Leider kann man das nicht von allen Erwachsenen behaupten. Die meisten ignorieren sie und tun so als würden sie Jessicas Tics nicht sehen - leider tun sie auch manchmal so wenn Jessica sich auf dem Boden windet und nicht mehr aufstehen kann. Viele lachen sie aus, besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln, und einige wenige sind feindselig und versuchen ihr einzureden dass sie sich einfach nicht genug anstrengt oder gar von Dämonen besessen ist.
Jessica Thom schreibt ein Jahr lang all diese teils lustigen teils erschreckenden Situationen nieder und lässt uns daran teilhaben. Oft habe ich geschmunzelt, manchmal laut gelacht, am meisten jedoch habe ich Jessica bewundert. Für ihre Art mit Tourette zu leben, sich selbst immer wieder eigene Hilfsmittel auszudenken und alles zu meistern. Dass sie wortwörtlich jedes Mal wieder aufsteht wenn das Leben sie niederzwingt und dass sie an sich selbst wächst. Ich habe mich gefreut, dass sie ein so tolles Umfeld hat, auf dass sie sich voll verlassen kann und ich habe dazugelernt.
Ich habe gelernt...
...dass ein Lächeln 1000 Mal besser ist als wegzusehen
...dass man niemanden verurteilen darf nur weil er sich anders verhält
...dass ein freundlicher Satz manchmal einen Tag retten kann
...dass man lieber fragen sollte statt sich selbst die Fragen falsch zu beantworten
und nicht zuletzt habe ich gelernt, dass man immer mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich seine Hilfsbereitschaft beibehalten sollte.
Jessica Thom hat es mit ihrem Buch "Sechs Millionen Kekse im Jahr" direkt mitten in mein Herz geschafft und meine Sicht auf die Dinge verändert. Sie hat meine Sensibilität für Tourette geschärft und ich bin mir sicher, dass ich von nun an bei meinem Trainer im Fitnessstudio nicht mehr wegsehen werde wenn er mit den Armen schlackert und seltsame Geräusche macht. Ich werde ihn anlächeln und mich freuen, dass er sich an den Trainingsgeräten nicht verletzt und seinen Job ausüben kann wie jeder andere Mensch auch.
Alles was mir hierzu noch zu sagen bleibt ist: KEKS!
Ich vergebe 5 von 5 Kekse, äh, Sterne.