Sechs Millionen Kekse im Jahr….unvorstellbar und doch Realität

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stefan_c Avatar

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**Cover:** Bunt und schrill wie ein Comic, Neonfarben, eine Hand hält einen Zettel (Titel und Autor) vor einen gelben Blitz. **Inhalt:** So bunt und schrill wie das Cover gehalten ist, so kommen sich mitunter Menschen mit Tourette-Syndrom vor. Ihre Tics sind so wenig steuerbar wie ein Blitz und manchmal auch so schrill wie in einem Comic. Jessica Thom erzählt in ihrem Buch über ihren täglichen Umgang mit ihrer Krankheit dem Tourette-Syndrom. Aber nicht mit dem „gewöhnlichen“, Jessica gehört zu den wenigen Leuten, genauer gesagt sind es nur etwa 10 Prozent aller betroffen, die eine verschärfte Version von Tourette haben, einer Koprolalie, die mit Schimpfwörtern, bevorzugt aus der Fäkalsprache, oder vulgären Ausdrücken einhergeht. Jessica Thom geht weitgehend unverkrampft, meist offensive mit ihrer Krankheit um und macht mit ihrem Projekt „Touretteshero“, einer gemeinnützigen Organisation die mit Humor und Kreativität anderen Betroffenen Mut und Hilfestellung anbietet. Aber sie zeigt auch auf wie schwer es für Betroffene ist, mit ihren Tics, anderen Leuten nicht vor den Kopf zu stoßen. Meistens werden die ausgestoßene Laute und Bewegungen nicht als unkontrollierbare Krankheit wahrgenommen, sondern schnell werden Menschen mit Tourette als Sonderlinge, manchmal als „Besoffene“ oder als „Freaks“ eingeordnet. Sie geht in ihrem Buch teilweise auf die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen ein, die sich durch ihre Bewegungen gestört fühlen, Angst davor haben oder Jessica in die Kategorie „Geistig gestört“ einstufen, Doch sie erfährt auch über „positive“ Reaktionen, eine Hilfsbereitschaft fremder Menschen, die sie so nicht unbedingt erwartet. Kinder, das merkt sie in ihrer Arbeit mit ihnen, sind viel aufgeschlossener ihr gegenüber und akzeptieren sie so wie sie ist. Einen großen Rückhalt erfährt sie in ihrem näheren Umfeld, ihrer Schwester und ihre Freunde sind ein großer Rückhalt und eine große Hilfe, ohne die sie ihren Alltag alleine nicht bewältigen könnte. Im Laufe des Jahres wird ihre „Krankheit immer schlimmer und sie entschließt sich das Krankensystem mehr in Anspruch zu nehmen, da sie ansonsten ihren Beruf und ihre weitgehende Selbstständigkeit aufgeben müsste. Jessica Thom führt in ihrem Buch einiger ihrer immer wiederkehrenden Sprüche auf und versucht für sich einen Zusammenhang mit Vorkommnissen herzustellen. Sie führt ein Tourette-Tagebuch, in dem sie ihre guten und schlechten Tage aufschreibt, ihre Tics protokolliert und analysiert und gibt dem Leser dadurch einen großen Einblick in ihr Leben. Allein die Vorstellung bis zu 16mal in der Minute Kekse zu sagen, daher auch der Titel, oder sich ständig mit der Faust auf die Brust zu schlagen erschreckt einen und gibt einem eine andere Sichtweise. Zusammen mit ihren Freunden meistert Jessica Thom ihr Leben und kommt doch immer wieder an Grenzen, die nicht einfach zu überwinden sind. Grenzen, die ihr ihre Krankheit vorgibt, aber auch Grenzen die von anderen Menschen gezogen werden. **Fazit:**** Wow, was für ein Buch. ** „Tourette“ ja klar, schon gehört und im Fernsehen Berichte gesehen, aber noch nie „live“ erlebt. Dass es so viele Betroffene gibt ist einem nicht bewusst, allein 200.000 – 300.000 Betroffene in Großbritannien, in Deutschland mehr als 40.000, hochgerechnet auf die Weltbevölkerung eine gigantische Zahl. Das Buch, wird mit einem Vorwort von Stephen Fry eingeleitet, in der er näher auf die medizinischen Zusammenhänge des Tourette-Syndroms eingeht. Interessant und aufschlussreich ist auch die Website von Jessica Thom. Bevor man die Internetseite betreten darf wird man mittels Disclaimer vorgewarnt: ** IMPORTANT WARNING: This site contains an extensive record of genuine Tourettes Syndrome vocal tics which may be sexually explicit, contain strong language or may generally be on an adult theme. Link: http://www.touretteshero.com/**