Dilemma

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boris g. Avatar

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Inhaltlich minder anspruchsvoll: Freundinnen suchen einen Mr Right für die unbemannte Doro.
Zu dieser Leseprobe habe ich zwei sehr unterschiedliche Meinungen.
Die eine bezieht sich auf den Schreibstil der mysteriösen Autorin: routiniert, guter Stil, leistet sich keine semantischen Stolperer und hat bei Pointen ein gutes Timing.
Aber dann inhaltlich: Wann hat die Medienwelt eigentlich beschlossen, wieder in die 50er zu siedeln und den Leserinnen zu verkaufen, das das Leben für Frauen nur dann Sinn hat, wenn es in Heirat mündet??? Wer hat angeschafft, dass Frauenbücher seichtest sein müssen, dass uns Figuren verkauft werden, die an Substanzlosigkeit nicht zu unterbieten sind? Welcher Dämon hat sich ausgedacht, dass hier Protagonistinnen geschaffen werden, die intellektuell nicht von der Nacktschnecke zu unterscheiden sind, uns aber als top-ausgebildet verkauft werden? Soll ich wirklich glauben, dass Frauen, die so agieren wie der SexandtheCity-Cast für Arme, neben ihren pubertierenden Teenagerattitüden Dissertationen betreuen????
Und ja, ich bin überzeugt, Frau Morton ist eine kluge Frau, die offensichtlich schreiben kann, Humor hat und genau weiß, was am Markt funktioniert. Aber muss diese literarische Verhelenefischerung wirklich sein?
Aber vielleicht tue ich ihr unrecht, und nach diesen 30 Seiten Leseprobe explodiert ein heutiges, witziges, anspruchsvolles, schwarzhumoriges, gesellschaftskritisches Meisterwerk. Aber irgedwie glaube ich es nicht.