Hin- und hergerissen angesichts der Protagonistin

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marcello Avatar

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"Seelenriss" ist der zweite Fall, in den Lena Peters, eine Profilerin, verwickelt ist. Lynn Meurer wird tot aufgefunden, offensichtlich aus dem Fenster gesprungen und zusätzlich im Gesicht vollkommen verätzt. Für Kriminalist Ben Bogt steht schnell fest, dass es Selbstmord gewesen sein muss, aber Lena will dies nicht wahrhaben und so kommt sie auf die Spur eines brutalen Mörders.
Zunächst begegnet man dem Mordopfer Lynn Meurer, diese ist schwanger, wird von ihrem Freund Sven verprügelt und ist heimlich in ihre Freundin Annette verliebt. Ohne viel über ihre Beweggründe zu erfahren, verfolgt man dann, wie sich die junge Frau mit Säure verätzt.
Danach erfährt man mehr über die Profilerin Lena Peters, die gerade ihren ersten Serienmörder hinter Gitter gebracht hat. Aktuell beschäftigt sie jedoch ein Lederbuch, in das eine Drohung für sie geschrieben ist. Lena kann nicht einschätzen, ob das ein Scherz oder bitterer Ernst ist. Dann bekommt sie jedoch einen Anruf und wird an den Tatort gerufen, wo man die oben erwähnte Lynn Meurer auf dem Asphalt vor ihrer Wohnung liegend vorgefunden hat. Lena begutachtet die Leiche, um sich anschließend die Wohnung anzusehen und so mehr über das Leben des Opfers zu erfahren. In der Wohnung trifft sie auch auf Ben Vogt, mit dem sie eine persönliche Fehde austrägt und dieser macht ihr schnell klar, das es sich hierbei nicht um einen Tatort handelt, da Lynn Meurer Selbstmord begangen habe. Lena will dies jedoch nicht glauben.
Die Leseprobe verspricht einiges an Potenzial und dennoch haben sich einige Kritikpunkte für mich aufgetan. Zunächst einmal erinnert mich die Art des Schreibens und des Inhalt an Chris Carter, einen amerikanischen Thrillerautor, an dessen Werken ich vor allem das Tempo und die brutalen Morde und damit Täter bewundere. Mein ewiger Kritikpunkt war aber stets die mangelhafte Charakterisierung seiner Hauptfiguren.
Ähnliches zeichnet sich nun auch für Hanna Winter ab. Der Fall klingt vielversprechend, denn Lynn Meurer hat sich ganz offensichtlich nicht wirklich freiwillig selbst verätzt. Zudem erfährt man einige Happen über das Opfer, aber immer noch so wenig, dass es viel zu entdecken gibt.
Meine Kritikpunkte liegen nun vor allem an der doch sehr ausführlichen Zusammenfassung des vorherigen Falles und an der noch blassen Hauptfigur. Sowohl für Leser, die schon in den Genuss des ersten Falles gekommen sind, als auch für Leser, für die „Seelenriss“ der erste Band ist, ist die Zusammenfassung bestimmt zu lang. Leser ohne Vorwissen bräuchten den ersten Band so nicht mehr zu lesen und Leser mit Vorwissen bekommen erst noch mal langatmig auf einer Seite den alten Fall vorgekaut. Das geht, siehe andere Krimi- und Thrillerautoren, deutlich kürzer und weniger detailliert.
Zur Person der Lena Peters lässt sich sagen, dass die Anlagen sehr gut sind. Problembeladene Kindheit ist nun mal die perfekte Voraussetzung, um selbst ein Rätsel für den Leser darzustellen. So wird sie auch recht tough präsentiert, was auch nicht schlecht ist, aber dann, Katastrophe!, kommt die kleine Passage, in der sie sich tierisch darüber aufregt, dass der Mann, den sie gestern Abend erst noch geküsst hat, nun mit einer anderen rummacht. Das passte für mich gar nicht ins Charakterbild und muss dringend abgestellt werden, weil mir das Hauptfiguren einfach nicht sympathisch macht.
Somit bleibt als Fazit zu sagen, dass die Leseprobe viel verspricht, aber erst noch zeigen muss, dass es auch wirklich alles hält.