Blass und konturlos

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Der zweite Roman von Liv Winterberg lässt aufgrund seines Klappentextes viele Assoziationen zu ähnlichen Mittelalterschmökern wach werden, allen voran Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Was sich auch dem Klappentext noch einigermaßen spannend anhört, wird aber mit Fortschreiten des Romans zu einer langweiligen Farce.
Meines Erachtens begeht Liv Winterberg einen schwerwiegenden Fehler, indem sie den Plot mit zuviel Personen und Blickwinkeln überfrachtet. Neben den drei Hauptschauplätzen lässt sie in den Szenen stets mehrere Protagonisten agieren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Zwar bietet die Autorin zu Beginn ihres Romans ein „Dramatis Personae“ auf, doch dieses vermochte mir gerade nach einigen Lesepausen einen erneuten Einstieg in die Lektüre nicht erleichtern.

Neben dem überfrachteten Personaltableau beschlich mich während der Lektüre oftmals auch ein Gefühl der Weichzeichnung und Unkonkretisierung. Man bekommt vom Lokalkolorit fast nichts mit, die Handlung könnten theoretisch überall spielen. Auch der historische Rahmen hätte mehr Platz und Farbe verdient, so bleibt nach dem Lesen von „Sehet die Sünder“ kein bleibender Eindruck. Weder Handlung, noch Schauplatz oder Protagonisten haben das Zeug dazu, dem Leser nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.
So ist „Sehet die Sünder“ ein Mainstream-Histo-Krimi, der keine nennenswerten Stärken, dafür aber einige Schwächen offenbart, die mir den Eindruck eines blassen und konturlosen Romans verschafften.