Ein Dorf in Angst

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marakkaram Avatar

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***Solte dies eine Nachtmahr sein, war sie direkt aus der Hölle gesandt. Sollte dies keine Nachtmahr sein, war die Hölle auf Erden gekommen!***
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Ein Dorf in Angst...
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Ihr Erstling (Bis ans Ende der Welt) erhielt 2011 den begehrten LB-Leserpreis und auch ihr zweiter Roman hält was er verspricht und kann nahtlos an das gewohnte Niveau anknüpfen.
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1440, Saint Mourelles, ein kleines Dorf in der Bretagne wird zum Schauplatz abscheulicher Verbrechen. Die Dorfgemeinschaft rund um Pfarrer Jeunet und seiner jungen Haushälterin Catheline ist erschüttert und in Angst, als zuerst 2 Kinder spurlos verschwinden und dann die alte Grete erwürgt aufgefunden wird. War es ein Durchreisender, ein Soldat, war es jemand aus dem Dorf oder vielleicht sogar jemand vom Schloss? Man munkelt ja, dass der Baron sich seit Neuestem der Alchemie verschrieben hat...
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Ein überzeugender und durch die Bank weg spannender historischer Krimi, mit einer gelungenen und vor allem glaubwürdigen Auflösung.
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Schon die ersten Seiten entwickeln aufgrund ihrer Charaktere eine regelrechte Sogwirkung. Liv Winterbergs Figuren sind für den Leser greifbar. Sie sind sympathisch, tiefgründig, vielschichtig und sehr menschlich. Jeder hat seine kleinen Fehler und Schwächen, auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind. Man spürt die Emotionen der Charaktere, die Beziehungen untereinander. Man ist mittendrin in der Dorfgemeinschaft, im Schloss, auf dem Landsitz...
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Die Geschichte selbst wird aus verschiedenen Perspektiven und Erzählsträngen erzählt. Die Kapitel sind teilweise recht kurz, aber die Wechsel mindern den Lesefluss nicht im Geringsten. Im Gegenteil, dadurch bleibt der Spannungsbogen, ohne bemüht oder angestrengt rasant zu wirken, kontinuierlich hoch. Es gibt bis zum Ende keinen Punkt, an dem man sich sicher sein kann: Ah, ich hab den Täter entlarvt. Für mich ein sehr gelungener Krimi, dem nicht eine Zutat fehlt. Es gibt: Liebe, Intrigen, Eifersucht und Neid in jeder Form, Verrat, Lügen, kluge und selbstbewusste Frauen und, mit der Alchemie, auch etwas Mystik.
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Der Schreibstil gefällt mir ausnahmslos gut. Jeder, der historische Romane liest, weiß, wie unangenehm trocken es schnell werden kann und aufgrund der Titel, Ränge und zigtausend Personen, sind sie oftmals anstrengend zu lesen. Dies ist bei Liv Winterberg nicht der Fall. Sie hat einen flüssigen, sehr angenehmen Schreibstil, dem man trotz vieler Personen immer sehr gut folgen kann.
Und was mir besonders gefallen hat, sie kann einfach Gefühle vermitteln, und zwar die einer Magd oder eines Bauern genauso gut, wie die des Herrn Baron oder der Baronin.
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Fazit: Wer gerne Krimis mit einem historischen Einschlag liest, ist mit Sehet die Sünder genau richtig beraten.
Ich persönlich freue mich schon sehr auf das was da noch kommen mag, aus der Feder von Liv Winterberg.