Morde in der Bretagne

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Im Winter 1440 ereignen sich in dem kleinen Dorf Saint Mourelles schreckliche Dinge. Zuerst verschwindet ein kleiner Junge, dann ein kleines Mädchen. Ging die Dorfgemeinschaft bei dem Jungen noch davon aus, dass er mit den Spielleuten mitgezogen ist, traut es niemand dem Mädchen zu. Nur wenige Tage später findet man den geistig beeinträchtigen Avel am Fuße eines Felsen. Auch hier rätselt man, ob es vielleicht auch ein Unfall gewesen sein könnte. Ganz sicher um Mord handelt es sich allerdings bei der Magd Babette. An ihrer Leiche befinden sich Würgemale. Angst und Schrecken breiten sich unter den Bewohnern aus.

Liv Winterberg führt ihre Leser diesmal in die Bretagne des 15. Jahrhunderts. Wie ein farbiges Bild zeichnet sie das seinerzeit übliche Dorfleben in Saint Mourelles. Dort bekommt zunächst das Paar Catheline und Mathis das Hauptaugenmerk. Mathis ist kriegsversehrt und bezweifelt, dass er eine Familie ernähren könnte. Als er Catheline seine Entscheidung mitteilt, dass er sie nicht heiraten wird, bleibt sie recht gefasst. Die Enttäuschung ist jedoch zwischen den Zeilen spürbar. Sie nimmt sich vor, geduldig auf Mathis zu warten. Die Suche nach dem Mörder ist für beide so spannungsgeladen, dass sie sich auch ihrer Gefühle zueinander stellen müssen. Aber auch der Zusammenhalt der Gemeinschaft wird greifbar, wenn sich die Bauern gegen den unbekannten Feind schützen müssen.

Dem kargen Dorfleben steht die Beschreibung vom Leben des Adels auf dem Schloss Troyenne gegenüber. Die üppigen Speisenfolgen beim anstehenden Weihnachtsfest spiegeln den Wohlstand wider, der allerdings nicht die Spannung zwischen Baron und Baronin hinwegtäuscht. Durch diesen Handlungsstrang wird wie nebenbei auch die politischen Gegebenheiten um König Karl XII. eingebracht. Baron Amédé de Troyenne unterstützt zwar den französischen König, kämpft aber seit der letzten Schlacht nicht mehr auf dem Feld. Mit diesem Krieg verbindet ihn auch das Schicksal von Mathis.

Die Autorin hat erneut einen historisch belegten Vorfall für ihren Roman aufgegriffen. Wie schon in ihrem Debüt „Vom anderen Ende der Welt“ kreiert sie eine nachvollziehbare Geschichte mit authentisch wirkenden Figuren um die belegten Fakten. In diesem Fall wurde daraus ein fesselnder Krimi. Wer sich allerdings nicht vorschnell die Spannung nehmen möchte, sollte keinesfalls einschlägige Lexika zum Thema befragen, sondern sich einfach vom bemerkenswerten Schreibstil einfangen und davontragen lassen. Das Nachwort gibt Auskunft auf einige Fragen zum realen Prozess. Ausgestattet ist diese Klappbroschur mit einem Personenregister und einem Glossar. Insofern blieben für mich keine Wünsche offen und ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter.