Sehet die Sünder

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elohym78 Avatar

Von

Das kleine Dorf Saint Mourelles wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Während die Oberen dies erst lapidar zur Seite wischen, stürzt sich der Bauer Mathis sofort in die Ermittlungen. Schließlich kann er den Dorfpfarrer Vater Jeunet und den Baron Amédé de Troyenne überzeugen, dass an der Sache mehr dran ist, als es den Anschein hat. Oder ist doch alles Teufelswerk? Mathis begibt sich in höchste Gefahr und zieht seine Geliebte Catheline immer tiefer mit hinein, bis beide um ihr Leben fürchten müssen.

Das Cover ist in einem hellen beige Ton gehalten. Wie eine Schattierung ist im Hintergrund das Innere einer Kathedrale zu erahnen, eine Wappenlilie prangt im Vordergrund. Es gefällt mir gut und passt auch zu Titel und Inhalt, aber für meinen Geschmack hätte es eine Spur kräftiger sein können.

Liv Winterberg hat in ihrem neuen Roman zwei Stilelemente vermischt. Zum einen ist es ein gut recherchierter historischer Roman, der auf einem wahren Hintergrund bassiert und zum anderen ein packender Krimi. Sie schildert die Ereignisse eher ruhig und man blickt von außen auf die Geschichte, statt mit ihr zu vermschmelzen. Mir persönlich hat dieses Eintauch-Gefühl gefehlt, was ein Buch zu etwas Besonderem macht.
Liv Winterberg hat ihren Roman in zwei Hauptteile gegliedert. Zum einen schildert sie das Leben auf Schloss Troyenne mit seinen adeligen Bewohnern. Während die einen im Reichtum prassen, schuften die anderen für ihr Wohlergehen. Das Leben wurde anschaulich geschildert und ich konnte mich gut hineinversetzen. Das einzige, was mich ein wenig störte war, dass es stellenweise sehr politisch war und leicht zäh wirkte. Der geschichtliche Hintergrund eines historischen Romans ist zwar immer lehrreich und interessant, aber hier wirkt es wie mit Gewalt hineingpresst, damit ein Hintergrund da ist. Das Flüssige, was Liv Winterberg so zu eigen ist, ging hier leider verloren.
Auf der anderen Seite wird das Leben in dem Dorf Saint Mourelles geschildert. Die Bauern leben in ihrer recht abgeschotteten Gemeinschaft. Ihr Dasein ist von Arbeit und Leid geprägt. Kein Luxus, keine Aussicht auf Besserung und trotzdem wirkt es lebendiger als auf der Burg. Hier brodelt das Leben und ich ließ mich gerne von der Autorin gefangenehmen und in dieses Leben entführen. Als schreckliche Morde geschehen, verdächtigt jeder jeden. Liv Winterberg baut die Handlung durchstrukturiert wie einen Krimi auf und mir stockte der Atem. Das Grauen hält Einzug und gerade zu dieser Zeit ist schnell ein Schuldiger gefunden: Der Teufel höchst selbst!
Diese beiden Haupthandlungsstränge vermischen sich im Laufe der Geschichte immer mehr und die Grenzen verschwimmen, was der Geschichte Schwung und Leben verleiht.

Ihre Protagonisten schildert sie authentisch und lebensnah. Ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar, aber irgendwie wirkten die Figuren leicht farblos. Keiner hob sich charakterlich wirklich ab, was ich sehr schade fand. Hier hätte ich mir eine deutlichere Ausarbeitung gewünscht! Vorallem, da der Ansatz von Mathis dem Bauern und Chatheline, der Magd wirklich grandios waren. Beide wirkten zum Greifen nahe, was ich aber im Laufe der Handlung leider verlor.

Mein Fazit
Ein interessanter historischer Krimi, der trübe Winterabende versüßt.