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Liv Winterberg hat ihren historischen Roman, den man problemlos als Kriminalroman bezeichnen kann, in drei Handlungsstränge aufgeteilt. Zum einen ist man bei den aktuellen Geschehnissen rund um den Bischofspalast in Nantes dabei und erhält hierdurch auch einen sehr guten Einblick in die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit, welche die Autorin verständlich und kurzweilig vermittelt. Weiterhin verfolgt man das Leben der Schlossbewohner von Troyenne, hier vor allem von Baron Amédé von Troyenne und seiner Gattin Bérénice sowie deren Schwester Francine, ist aber auch in das Alltagsleben der Dienerschaft mit eingebunden.

Der Schwerpunkt der Geschichte liegt jedoch bei dem Alltagsleben der Bewohnern von Saint Mourelles und wie diese mit dem Verschwinden mehrerer Dorfbewohner umgehen. Im Vordergrund stehen bei diesem Handlungsstrang zumeist die Aktivitäten von Catheline und Mathis. Diese drei Handlungsstränge wechseln in regelmäßigen Abständen und so erhält man nach und nach einen hervorragenden Überblick über alle Beteiligten, die von Liv Winterberg lebendig und facettenreich beschrieben werden. So sind Verwechslungen der Charaktere schnell ausgeschlossen, zudem ist dem Roman ein Personenverzeichnis angehängt. Durch diese wechselnden Perspektiven wirkt die Geschichte absolut rund und ist durch den farbenprächtigen, fesselnden und bildhaften Schreibstil von Liv Winterberg zudem atmosphärisch dicht umgesetzt.

Natürlich heizt sich die Stimmung des Dorfes mit der Zeit immer mehr auf, je mehr Bewohner spurlos verschwinden. Es werden Verdächtigungen ausgesprochen, heidnische Rituale zur Hilfe gerufen, das Böse wird im Dorf vermutet, die Stimmung droht jeden Moment zu kippen und kann selbst vom umsichtig agierenden Dorfpfarrer kaum noch gezügelt werden. Dann werden Spuren gefunden, die eindeutig zum Schloss führen und die Dorfgemeinschaft rückt wieder näher zueinander. Doch Mathis mag hieran nicht glauben, dass irgendwer vom Schloss mit den Morden und dem Verschwinden der Dorfbewohner in Verbindung stehen könnte. Eher schon glaubt Mathis an marodierende Söldner, die seit einiger Zeit durch die Gegend ziehen. Ganz anders dagegen Catheline, sie ist fest davon überzeugt, dass der Mörder im Schloss zu finden ist.

Doch wer sollte dies sein? Amédé de Troyenne ist ein mildtätiger, freundlicher Baron, der für seine Dorfbewohner immer ein offenes Ohr hat. Der Schlosspfarrer Bertrand ist äußerst freundlich, gutaussehend und mit seinem freundlichen Wesen der Liebling der weiblichen Schlossbewohner. Und abgesehen davon, dass er Alchemie betreibt, was im 15. Jahrhundert nicht unbedingt verboten war, unverdächtig und immer hilfsbereit. Einzig der Hauptmann des Schlosses ist ein ungehobelter, brutaler Klotz, aber dies wäre für die komplexe, äußerst gut durchdachte Geschichte dann doch viel zu offensichtlich. Und die Dorfbewohner? Sie sind alles brave Bauern, Tagelöhner und Handwerker, die nur ihrer Arbeit nachgehen, zwar ganz gern mal ein wenig Klatsch und Tratsch verbreiten, aber ansonsten das Herz auf dem rechten Fleck tragen.

So bleibt es lange ein Rätsel, wer nun die Morde begangen haben mag und vor allem, aus welchem Beweggrund. Gerade diesen liefert Liv Winterberg erst ganz zum Schluss und dies ist dann auch nachvollziehbar beschrieben. Bis dahin allerdings führt die Autorin ihre Leser mit einer vielschichtigen und äußerst unterhaltsamen sowie sehr spannenden Geschichte immer wieder auf falsche Fährten.

Fazit: Ein farbenprächtiger wie auch spannender Historischer Roman, der mit seiner komplexen und fundiert recherchierten Story sowie mit seinen lebendig beschriebenen Charakteren absolut überzeugt.