Sehnsucht nach Elena

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ladyviola Avatar

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Der namenlose Erzähler lernt wie durch Zufall die junge und hübsche Elena kennen. Zunächst kennt er nur ihr Antlitz und dennoch vermag er es nicht, sie wieder aus seinen Gedanken zu verbannen. Da er sie fortan des Öfteren zu Gesicht bekommt, denn glücklicherweise bewegt sie sich beinahe tagtäglich auf denselben Wegen, steigert sich sein Interesse an ihr enorm. Die anfängliche Vernarrtheit nimmt immer größere Ausmaße an und führt dazu, dass er ihr folgt. So ergötzt er sich nicht nur an ihr, wenn sie die tägliche Route durch den Park nimmt, sondern entwirrt nach und nach immer mehr ihrer Geheimnisse. Obwohl er sie niemals anspricht, erfährt er sogar ihren Namen und einiges mehr. Er selbst jedoch, führt ein Leben voller Tristesse. Seine Tätigkeiten werden kaum weiter aufgeführt. Vielleicht sind sie im Vergleich zu Elenas Vollkommenheit unbedeutend und finden deshalb keine Erwähnung. Vielleicht aber existiert außer Elena auch nichts Anderes.

Mir fällt es schwer, den gesichtslosen Erzähler zu erfassen. Zu Beginn fühlte ich mit ihm, doch schnell wurde er mir unangenehm. Ich hatte Angst um Elena, fürchtete, dass ihr seine Begierde gefährlich werden könnte. Denn irgendwann war die Schwärmerei nicht mehr normal, ab einem gewissen Punkt schlug sie um in Besessenheit. Trotzdem fiel es mir nicht ganz leicht, überhaupt Emotionen zu entwickeln, als ich das Buch las. Die zweifellose Einsamkeit des Mannes bewegte mich zwar und auch seine Hoffnungslosigkeit berührte mich zunächst. Doch gleichzeitig wirkte die Erzählung so steril, dass man als Leser nicht tatsächlich in die Welt eingelassen wurde. Der Autor hat, wie schon einige vor ihm, einen sehr riskanten Versuch gewagt und seine Geschichte in Form von kurzen Gedankenauszügen präsentiert. Vielleicht liegt meine Gleichgültigkeit einfach an der geringen Dichte des Textes, daran dass Haahtela nicht weit genug ausgeholt hat bei seiner Charaktergestaltung und daran, dass man bis kurz vor dem Ende im Ungewissen über den Protagonisten gelassen wird. Auf jeden Fall konnte ich mich nicht richtig in der Geschichte einleben und festsetzen konnten sich die Geschehnisse auch nicht.

Das Buch habe ich innerhalb eines Tages gelesen. Dies liegt jedoch leider nicht daran, dass mich der Text so sehr überzeugen und ich mich nicht lösen konnte - ausschließlich die Kürze des Textes trägt Schuld daran. Und wie ich vermute, wird auch die Erinnerung an dieses Buch nicht besonders lang anhalten, denn es mangelt schlichtweg an Besonderheiten. Zwar finde ich es recht gelungen, wie der Autor sich mit der Obsession eines Mannes beschäftigt, wie sich diese entwickelt und worauf sie zurückzuführen ist, doch überzeugen konnte mich die Umsetzung nicht. Die Story verfügt über zu wenig Inhalt, zu wenig Abwechslung und zu wenig Farbe. Und für eine interessante Idee allein lohnt es sich nicht, den Roman anzuschaffen. Das ernste Thema hätte meiner Meinung nach mehr Beachtung verdient und gerade den Schluss des Buches, die Erklärungen für das Handeln des Mannes empfand ich als viel zu schnell abgehandelt.