Aufwühlend, autofiktional, ambivalent

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lesemanege Avatar

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„Seinetwegen“ lässt uns in den Kopf der Erzählerin schauen, die als Baby ihren Vater bei einem Autounfall verlor. Ihre Ausführungen sind sehr intim, ein bisschen wirr aber nachvollziehbar dargestellt. Dabei springt die Autorin zwischen Anekdoten, Statistiken und ihrer Gefühlswelt hin und her. Dabei geht es immer irgendwie um die Frage nach der Schuld und dem Warum. Ein vielschichtiges, einfühlsames Buch.

Dieser Roman hat zwar nur knapp 200 Seiten, trotzdem habe ich recht lange gebraucht, bis ich es ausgelesen hatte, weil das Thema einfach schwer ist.

Was ich wirklich nachvollziehen konnte, war die Versachlichung des Emotionalen, durch die, meinem Empfinden nach, die Gefühle erträglicher werden sollten.

Dass die Autorin selbst schon um die 60 Jahre alt ist und erst jetzt dieses Buch schrieb, zeigt, dass der Verlust eines Elternteils in sehr jungen Jahren, Betroffene das ganze Leben lang begleitet.

Die ambivalenten Gedanken der Protagonistin und das Problem, einen nicht greifbaren Verlust zu spüren, der nur Konturen hat, aber das Bild nicht füllt, weil sie den Menschen, dessen Anwesenheit die Situation bedingt eigentlich gar nicht kennt, konnte ich gut nachvollziehen. Mich machte das sehr traurig, denn einen Menschen, der einem so nah sein sollte, nie richtig gekannt zu haben, ist ein herber Verlust.