Die Ermittlungen
Das Buchcover zeigt einen jungen Mann auf einer alpinen Straße, dem Betrachter abgewandt. Zora del Buono macht sich in ihrem autofiktionalen Roman auf die Suche nach dem verlorenen Vater, der vor 60 Jahren durch einen Unfall verstarb. Da sie damals erst 8 Monate alt war, hat sie keine persönlichen Erinnerungen und versucht nun durch sekundäre Informationen ein Bild zu vervollständigen. Ein zentrales Thema ist dabei, ob und wie der Unfallverursacher mit seiner Schuld umgegangen ist. Die Mutter - inzwischen zunehmend dement - hat den Unfalltod und den Verlust ihres Mannes lebenslang tabuisiert und so dem vaterlosen Kind eine große Leerstelle mitgegeben. Diese Leerstelle füllt Zora del Buono mit einer Fülle an Recherchen, Informationen, Statistiken und philosophischen Gesprächen mit unterschiedlichen Freunden. Die immer wieder eingeschobenen Kaffeehausgespräche geben erweiterte Blickwinkel, hinterfragen Schuld oder das Fehlen eines Elternteils und viele weitere Themen. Auch wenn das Springen in sehr unterschiedliche Bereiche den Lesefluss erschwert, so werden dennoch insgesamt äußerst interessante Details beschrieben, die letztendlich einen schlüssigen Gesamteindruck hinterlassen. Egal, ob die letzte Hexenverbrennung in der Schweiz, die Missbrauchsvorwürfe gegenüber eines bekannten Schokoladenherstellers, der damalige rassistische Umgang der Schweizer mit den Italienern oder einfach die Statistik der Unfalltoten - all diese Mosaiksteine ergeben nach 200 Seiten ein lesenswertes Gesamtgemälde. Der Roman verzichtet auf Anklage, Vorwurf und späte Aufrechnung und das macht das Buch objektiv und informativ.