eine eher kühle Annäherung

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herrfabel Avatar

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Auf "Seinetwegen" von Zora del Buonos bin ich hauptsächlich durch die Longlist bzw. Buchpreisnominierung aufmerksam geworden. Autofiktive Romane und literarische Auseinandersetzungen mit vergangenen, persönlichen Ereignissen lese ich an sich immer sehr gern und finde es toll, wenn man den Autor*innen dann auf diesem Wege noch etwas näher kommt. Nach "Die Marschallin", in der sich del Buono der Geschichte ihrer Großmutter annähert, versucht sie in "Seinetwegen" eine der größten Leerstellen in ihrem Leben zu schließen. 1963 starb ihr Vater bei einem Autounfall, der Unfallverursacher überlebte. Genickbruch. Sie war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal acht Monate alt. Die Vorwürfe haben ihren Patenonkel, damals vierundzwanzig und Fahrer, wie Besitzer des verunfallten VW Käfers, nie wieder losgelassen. Was macht so ein Unglück mit einem Leben? Mit den Angehörigen? Dem Verursacher?

"Seit Jahren denke ich, wenn ich eines dieser Ortsschilder passiere: Ob E.T. wohl noch lebt? Er müsste Mitte achtzig sein. Wie hat er die letzten sechzig Jahre verbracht, mit seiner Schuld? Und dann der Gedanke: Ich muss ihn suchen, ihn aufsuchen. Den Töter meines Vaters.
Ich kenne nur seine Initialen: E.T."

Zora del Buono nimmt uns nun mit auf Spurensuche. Dieses Buch ist eine Recherche und Erinnerungscollage, teils persönlich, teils informativ. Und ich glaube, darin lag bereits mein Problem, denn obwohl es sich hierbei um einen sehr tragischen Unfall und Einschnitt in ihren aller Leben handelte, erreichte mich dieser Roman leider nicht auf emotionaler Ebene. Diese sachbuchartigen Informationen, die immer wieder die eigentliche Annäherung aufbrechen, machten es mir schwer ihren eh schon kreisenden Gedanken zu folgen. Zu distanziert, zu kühl und doch irgendwie so vielsagend. Nach gerade einmal 80 Seiten begann ich den Text nur noch zu überfliegen und las nur noch einzelne Teilabschnitte. Ich mochte die bildlichen Verknüpfungen, die Momente der Nähe, aber dieser Roman war in seiner Gänze leider nichts für mich.