Es gibt keine einfachen Lösungen
Ein autofiktionales Werk. Zora del Buono hat sich auf die Suche nach demjenigen begeben, der wenige Monate nach ihrer Geburt den Autounfall verursacht hat, bei dem ihr Vater starb. Mehr als ein paar unpräzise Ortsangaben und die Initialen des Mannes hat sie zunächst nicht. Mit ihrer Mutter kann sie seit jeher über die Umstände des Todes des Vaters vor 60 Jahren nicht sprechen. Für sie war der Unfall ihres Mannes ein tiefes Trauma. Zudem versinkt sie in den letzten Jahren in der Demenz.
Del Buono stellt sich die Frage, wie der Unfallverursacher mit der Schuld umgeht, wie er sein Leben leben konnte. Unberührt? Oder trägt er an der Verantwortung? Sie beabsichtigt, ihn zu konfrontieren, wenn sie ihn ausfindig gemacht hat. Und vor allem sucht sie eine vorsichtige, kreisende Annäherung an das Geschehene.
Dafür recherchiert sie. Sie unterhält sich im Lauf der Zeit immer wieder mit einer befreundeten Psychoanalytikerin im Kaffeehaus. Sie befasst sich mit Schuld, mit der Geschichte und Ausstattung des VW Käfer (das Unfallauto), mit bekannten Opfern von Verkehrsunfällen, Unfallstatistiken, der unterschiedlichen Sichtweise auf Verkehrstode, mit Vaterlosigkeit, mit verfehlter und instrumentalisierter Empathie, mit der schweizer Justiz und Rassismus, Hexenverfolgung (und noch einigem mehr). Sie schreibt so auch über Kindheitserinnerungen, über sich, ihre Gedankenwelt, ihr Leben und ihre Familie.
Ihr Zugang zu dem, was sie erzählt und recherchiert, wirkt mehr als einmal assoziativ. Langweilig ist es nie.
Del Buonos Wunsch ist letztlich der nach Verstehen, nicht nach Vergeltung und einseitiger Zuschreibung. Ihre Einstellung zum „Töter“ ihres ihr unbekannten Vaters verändert sich selbstverständlich auch, je mehr sie über ihn herausfindet. Sie geht möglichst nüchtern, interessegeleitet an ihr Thema heran. Das Buch ist - zum Glück - alles andere als eine emotionale, eindimensionale Anklage eines Schuldigen (was der Titel vielleicht vermuten ließe).
Die Autorin hat hier weder ein leichtes Unterhaltungsbuch geschrieben (bei dem Thema und Ansatz auch nicht zu erwarten) noch ein schweres Trauerdrama. Mit einiger Neugier - und zugleich auch immer wieder Unbehagen - wendet sie sich dem Thema aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu. Vielleicht mit kathartischer Wirkung?
Die Aufmachung ist wertig, im Buch finden sich Familienfotos, die die Personen näherbringen.
Wer sich nicht davor scheut, eine interessante, durchdachte Annäherung an menschliche Komplexität und eine Recherche zu einem anspruchsvollen Thema - ohne einfache Lösungen - zu lesen, wird mit diesem anregenden Buch sehr zufrieden sein. Mir hat es gut gefallen.
Del Buono stellt sich die Frage, wie der Unfallverursacher mit der Schuld umgeht, wie er sein Leben leben konnte. Unberührt? Oder trägt er an der Verantwortung? Sie beabsichtigt, ihn zu konfrontieren, wenn sie ihn ausfindig gemacht hat. Und vor allem sucht sie eine vorsichtige, kreisende Annäherung an das Geschehene.
Dafür recherchiert sie. Sie unterhält sich im Lauf der Zeit immer wieder mit einer befreundeten Psychoanalytikerin im Kaffeehaus. Sie befasst sich mit Schuld, mit der Geschichte und Ausstattung des VW Käfer (das Unfallauto), mit bekannten Opfern von Verkehrsunfällen, Unfallstatistiken, der unterschiedlichen Sichtweise auf Verkehrstode, mit Vaterlosigkeit, mit verfehlter und instrumentalisierter Empathie, mit der schweizer Justiz und Rassismus, Hexenverfolgung (und noch einigem mehr). Sie schreibt so auch über Kindheitserinnerungen, über sich, ihre Gedankenwelt, ihr Leben und ihre Familie.
Ihr Zugang zu dem, was sie erzählt und recherchiert, wirkt mehr als einmal assoziativ. Langweilig ist es nie.
Del Buonos Wunsch ist letztlich der nach Verstehen, nicht nach Vergeltung und einseitiger Zuschreibung. Ihre Einstellung zum „Töter“ ihres ihr unbekannten Vaters verändert sich selbstverständlich auch, je mehr sie über ihn herausfindet. Sie geht möglichst nüchtern, interessegeleitet an ihr Thema heran. Das Buch ist - zum Glück - alles andere als eine emotionale, eindimensionale Anklage eines Schuldigen (was der Titel vielleicht vermuten ließe).
Die Autorin hat hier weder ein leichtes Unterhaltungsbuch geschrieben (bei dem Thema und Ansatz auch nicht zu erwarten) noch ein schweres Trauerdrama. Mit einiger Neugier - und zugleich auch immer wieder Unbehagen - wendet sie sich dem Thema aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu. Vielleicht mit kathartischer Wirkung?
Die Aufmachung ist wertig, im Buch finden sich Familienfotos, die die Personen näherbringen.
Wer sich nicht davor scheut, eine interessante, durchdachte Annäherung an menschliche Komplexität und eine Recherche zu einem anspruchsvollen Thema - ohne einfache Lösungen - zu lesen, wird mit diesem anregenden Buch sehr zufrieden sein. Mir hat es gut gefallen.