Schwere Kost

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sillesoeren Avatar

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Titel, Cover und Klappentext hatten mich neugierig auf das Buch gemacht. Da war eine Frau, die vor 60 Jahren ihren Vater bei einem Autounfall verloren hatte. Nun machte sie sich auf die Suche nach dem Unfallverursacher, von dem Sie nur die Initialen E.T. kannte.

Der Autorin gelingt es, in leichter, fast leichtfüßiger Sprache ein schwieriges Thema zur Sprache zu bringen. Hier geht es um einen viel zu früh gestorbenen Vater und um Schuld. Der Patenonkel macht sich Vorwürfe, weil sein Auto noch keine Kopfstützen hatte und die Erzählerin überlegt, wie der Unfallverursacher mit seiner Schuld 60 Jahre leben konnte.

Leider wurde ich mitunter beim Lesen von der Autorin abgehängt. Es ist kein in einem Guss erzählter Roman mit erkennbaren Rückblenden. Vielmehr springen ihre Absätze zwischen verschiedenen Themen hin und her, so wie wahrscheinlich auch ihre Gedanken beim Schreiben sprangen.

Von Seite zu Seite wich das Mitgefühl mit dem Schicksal der Autorin und den Vorwürfen, die sich der Patenonkel machte. Die Emotionalität geht bei den plötzlichen Richtungswechseln verloren, geradewegs so, als wolle die Autorin damit verhindern, dass wir (sie beim Schreiben und ich beim Lesen) weinen.

Manchmal ist ein Gedanke nur eine Zeile lang. Das Loblied auf den Vater schreibt sie sogar als Strich-Aufzählung nieder.

Alles in allem eine sehr persönliche Aufarbeitung eines Unfalls und seiner folgen für die kleine Tochter, den Rest der Familie und den Unfallfahrer, die aber nach meinem Geschmack von einer besseren Gliederung sehr hätte profitieren können.